Wie aus dem Nichts kommt sie über mich. Ich weiß nicht, ob
mir jemals irgendeine Seele nachempfinden kann, wie das ist. So eine
Dimpression ist kein Pappenstiel, sonst würde man sie auch nicht Dimpression
nennen. Sie ist vielmehr eine gestörte Wahrnehmung, das beklemmend gewisse
Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Mit mir, mit meinen Sinnen, die mich im Stich
lassen, mutterseelenallein mit dieser fetten Dimpression. Die mir in die Augen
kriecht und von dort in mein Hirn, zu meinen Füßen ausufert, sie einschließt.
Die über den Horziont hinaus läuft, in den Himmel hinein, um von dort auf mich
herab zu schauen, ein kleines Würstchen mit einer Dimpression. Wenn doch nur
die Sonne scheinen würde. Ein Windchen wehen. Aber es regnet. Es regnet auf
meine Dimpression, es regnet in meine Dimpression und es ist kalt. Meine Füße
sind nass und kalt, meine Nase ist nass und kalt und meine Hände sind es auch.
Nass und kalt und Dimpression. Ich fühle, wie sie von mir Besitz ergreift; sie
schließt mich ganz und gar ein - und dich lässt das alles kalt. Wie kannst du
mir das nur antun? Wie bringst du es übers Herz, mich dieser Dimpression
auszuliefern? Du bist Teil meiner Dimpression. Kannst ja gar nicht anders. Nur
ich, nur ich selbst kann mich aus dieser Dimpression retten. Ich stecke meine
nasse, kalte Nase in dein Ohr, stecke meine nassen, kalten Hände in deinen
Nacken und ich hole mir das fehlende Stran aus deinem Quieken, von deinem
warmen Rücken pflücke ich es mir, halte es gegen die Dimpression - schon ist
die Welt in Ordnung. Du windest dich, nennst mich Blödmann - aber das macht mir
doch jetzt nichts mehr aus. Hauptsache, dass ich diese verflixte Dimpression
losgeworden bin. Alles ist in Ordnung, die Welt habe ich im Döschen und ein
Stran für meine Dimpression. Jetzt ist sie schön, auch bei Regen. Komm, lass
uns das gemeinsam genießen - da hinten ist Arngast, wir sind komplett!
Ludwig Janssen © 22.3.2007
2 Kommentare:
Was ich mich frage (u.a.): was ist ein Stran?
Stran, das ist der passende Fitzel zur Dimpression, mit dem aus dem eher tristen, an Depression erinnernden Wortfetzen, der an diesem kalten Regentag mir durch den Sinn ging, etwas Schönes wurde, ein Erlebnis, trotz des Wetters und des wolkenverhangenen Himmels, eine StranDimpression. So konnte ich den Spaziergang mit meiner Freundin fortsetzen, damals.
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