Sonntag, 11. Dezember 2016

Sihoskla und die Weißheit



Ach so, Weisheiten, fällt schon an dieser Stelle der ungeduldige Belesene aus seinem Rahmen. Dabei sind es oft die Weißheiten, die sich in Gesagtes schieben wie der Raum zwischen Elektron und Atomkern, machen so Leere zum wesentlichen, naja, hauptsächlichen Bestandteil der solidesten Sachen. Und wenn dieser Raum nicht zum Beispiel taugt, meint Sihoskla, ist es das Wolkige, das aller Materie innewohnt, haben wir nur die Weißheiten erkannt, die wir bislang nur beschreiben, aber nicht beschriften können. Von denen wir nur wissen, dass es sie gibt.Weißheiten eben. Früher machte man mehr Aufhebens um sie, als sie sich noch auf Landkarten breitzumachen pflegten – wohlgemerkt nur auf denen des weißen Mannes. Heutzutage finden wir sie eher in den Hirnen aller Menschen, besonders in denen solcher, die alles zu wissen glauben. Fein verteilt, aber schon durch leichtes Kratzen an der hochmütig so genannten Oberfläche aufzudecken (die manchmal die einzige und völlig unterflächen- oder gar inhaltslos ist).

Solch eine kleine, entzückende Weißheit sprang, zum besseren Verständnis oder auf der Suche nach etwas Abwechslung, ins Farbenmeer, machte Toter Mann, um nicht zu sehr zu quirlen. Denn weise, wie sie war, wusste sie um die fatalen Folgen übermäßigen Mischens. So trieb sie von Küste zu Küste, küsste und küsste. Ganz Weißheit, entstieg sie diesem Bade dangastlichem Gestade, bestieg Butjathas verwaisten Thron und rief nach Wilhelm, den sie shaven wollte. Der folgte willig. Die Jade wurde grün vor Neid, wandte sich zu Meerblick und die Schlafe auf den Deichen verstummten. So ist das, meinte der bärtige Sihoskla, aber nicht nötig, tätschelte ihren Hintern, zwinkerte der Weißheit zu, die ihn nach Wilhelm shaven wollte, und ging heim.


Ludwig Janssen © 27.8.2006

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