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Freitag, 12. Februar 2021

Sihoskla, versunken in Betrachtung

Die Jade steht am Jadebusen
sphüngslos und sojadig grün:
Dangast mag nicht mit ihr schmusen
Wilhelms wilde Haven zieh'n
vorbei am Stück im Schlick und tun
nichts andres, als sich auszuruh'n 

Die Fluten flöten weiter draußen
die Flebbe wattet Klickerschlicks
dein Kichern möchte ich genaußen
Komm, ich flüst're dies Gedix
in dein Ohr: die Jade schweigt
und wär' dem auch nicht abgeneigt



Ludwig Janssen © 3.8.2006

Sonntag, 11. Dezember 2016

Sihoskla und die Weißheit



Ach so, Weisheiten, fällt schon an dieser Stelle der ungeduldige Belesene aus seinem Rahmen. Dabei sind es oft die Weißheiten, die sich in Gesagtes schieben wie der Raum zwischen Elektron und Atomkern, machen so Leere zum wesentlichen, naja, hauptsächlichen Bestandteil der solidesten Sachen. Und wenn dieser Raum nicht zum Beispiel taugt, meint Sihoskla, ist es das Wolkige, das aller Materie innewohnt, haben wir nur die Weißheiten erkannt, die wir bislang nur beschreiben, aber nicht beschriften können. Von denen wir nur wissen, dass es sie gibt.Weißheiten eben. Früher machte man mehr Aufhebens um sie, als sie sich noch auf Landkarten breitzumachen pflegten – wohlgemerkt nur auf denen des weißen Mannes. Heutzutage finden wir sie eher in den Hirnen aller Menschen, besonders in denen solcher, die alles zu wissen glauben. Fein verteilt, aber schon durch leichtes Kratzen an der hochmütig so genannten Oberfläche aufzudecken (die manchmal die einzige und völlig unterflächen- oder gar inhaltslos ist).

Solch eine kleine, entzückende Weißheit sprang, zum besseren Verständnis oder auf der Suche nach etwas Abwechslung, ins Farbenmeer, machte Toter Mann, um nicht zu sehr zu quirlen. Denn weise, wie sie war, wusste sie um die fatalen Folgen übermäßigen Mischens. So trieb sie von Küste zu Küste, küsste und küsste. Ganz Weißheit, entstieg sie diesem Bade dangastlichem Gestade, bestieg Butjathas verwaisten Thron und rief nach Wilhelm, den sie shaven wollte. Der folgte willig. Die Jade wurde grün vor Neid, wandte sich zu Meerblick und die Schlafe auf den Deichen verstummten. So ist das, meinte der bärtige Sihoskla, aber nicht nötig, tätschelte ihren Hintern, zwinkerte der Weißheit zu, die ihn nach Wilhelm shaven wollte, und ging heim.


Ludwig Janssen © 27.8.2006

Samstag, 17. August 2013

Sihoskla erzählt: Die wahren Brunnenvergifter (Vor Zimmerbrunnen)

Es gibt nicht viele Brunnen.

Sihoskla streicht sein unrasiertes Kinn, zieht an der Wasserpfeife und lehnt sich in fließender Anmut in die Kissen. Der Blick seiner dunklen Augen streicht über die große Schar der Zuhörer, die sich in mannigfaltigem Geplätscher und Gluckern ergeht.

Brunnen erschließen die Tiefe, ermöglichen, Wasser zu schöpfen an Stellen, an denen Oberflächlinge keines finden, weil sei es weder vermuten noch suchen noch die geringste Anstrengung machen zu graben.
Brunnen wirken befremdlich an Orten, an denen kein anderes Wasser ist. Wirken befremdlich, weil sie tief sind und dunkel, unergründlich. Weil ihr Wasser so anders ist wie es kühl ist. Das Wasser jedes Brunnen hat einen ganz eigenen, unverwechselbaren Geschmack. 

Still ist es in Brunnen, meint Sihoskla. Wenn an der Oberfläche der Wind weht, die Welt dreht, unzählige, nahezu immer gleich grüne Blätter rauschen oder die Luft prall gefüllt ist mit Lärm und Geschrei, dann scheint es, als habe die Stille sich in die Brunnen zurückgezogen und warte, wie das Wasser, von Menschen geborgen zu werden, die dürstet. 

Manche Brunnen speisen Wasserspiele. Die sind den Menschen lieb, die nicht dürstet.

Sihoskla lauscht. Unermüdlich drehen nasse  Lapislazulikugeln, schimmern von Zwanzig-Watt-Birnchen illuminierte feuchte Bergkristalle, plitschert Leitungswasser, enthärtet, mit Algenmitteln versetzt, winzige Treppchen herab und ergeht sich über plastilinen Waschbrettchen in gleichförmiger Welle. Kaskadentreppchen enden nach wenigen Zentimetern Aufstieg im freien Raum - wirken verirrt, verlassen, verloren - aufgegeben. 

Menschen gehen zu Brunnen, werfen etwas hinein und wünschen sich was. Auch diese Menschen dürstet nicht, sonst ginge ihr Wunsch in Erfüllung. Unter ihnen sind solche, die Durst nur kennen, wenn sie selbst ihn verspüren. Mit dem Wasser des Brunnens können sie nichts anfangen. So werfen sie alles hinein, was dem gierigen Blick ihrer Wünsche entbehrlich erscheint oder wertlos. 

Doch gibt ein Brunnen nicht mehr und nichts anderes zurück als Wasser. Wasser, das ihm  in der Tiefe zuströmt. 
Haben nun die Menschen einen Brunnen ausgemacht, reichlich mit ihren Entbehrlichkeiten und Wünschen versehen und die Erfahrung gemacht, dass er kein Wunschbrunnen ist, schmähen sie ihn seines Wassers wegen, beschweren sich, dass es nach dem Zeug schmeckt, das sie hineinwarfen. 

Brunnen sind wehrlos. 

Hach, plätschern die geschwätzigsten der Zimmerbrunnen aufgeregt durcheinander, gerade so ergeht es mir!

Sihoskla nimmt einen Zug aus der Wasserpfeife, schließt die Augen und wünscht sich weit fort ... an einen Brunnen.

Ludwig Janssen © 11.7.2008