Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner & Gomez, Spiez, CH |
Ratur ging hinüber in seine Wohnstube, prüfte auf dem Weg
alle Fenster und fand sie verschlossen. Sein Gast folgte ihm auf den Fersen.
Als Ratur sich in sein nachtblaues Sofa aus Plüsch fallen ließ und die Beine
hochlegte, sprang er federnd auf den Tisch, schnürte von dort gemächlich Raturs
Beine hoch und setzte sich auf dessen Schoß. Rollte sich ein und ließ sich
kraulen.
Seltsam, ich habe keinen Schimmer, wie du hier in die
Wohnung gelangen konntest, mein Freund.
Ratur kraulte den Kater hinter den Ohren, dessen Vibrissen
bebten unter dem Rollen eines kräftigen Schnurrens, das den Raum erfüllte und
in Raturs Bauch ausstrahlte. Der Kater fläzte sich, streckte alle viere von
sich und wandte Ratur sein milchweißes Bäuchlein zu:
Ich war einfach schon da, als du kamst!
Ratur fuhr hoch und saß mit einem Schwupps aufrecht, den
Kater um Halt in seine Oberschenkel gekrallt:
Wer … Was bist du – und wie kamst du hierher?
Die Antwort ließ auf sich warten. Der Kater machte es sich
wieder auf Raturs Schoß gemütlich, blinzelte geheimnisvoll gelassen zu den
erschrocken geweiteten Augen seines Gastgebers hinauf und leckte sich die rosa
Nase:
Ich bin, der ich bin und ich war einfach da, schon hier, als
du kamst, Ratur.
Katzen können nicht sprechen!
Nicht? Hm, soll ich also … schweigen?
Ich, ich … werde wahnsinnig …
Nein, wirst du nicht.
Bin ich es etwa schon?
Ausgiebiges Putzen. Aus der Achsel eines Hinterbeins leises
Schmatzen und gedämpft:
Nein, du bist weder wahnsinnig noch im Begriff, deinen
Verstand zu verlieren.
Die Türglocke schrillte.
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