Freitag, 16. Februar 2024

Was es ist ...

Prolog

Die Vergeblichkeit des Schönen
Oder
Die Schönheit des Vergeblichen

(kein Fragezeichen)

Da sitzt du einem Menschen gegenüber, der felsenfest überzeugt ist, noch zu Hause daheim zu sein und nicht hier, wo er wohnt. Wieder einmal und vielleicht zum dritten Mal heute. So war es gestern und wird es morgen sein. Über dein Handeln, deine Worte versuchst du, ihn in den Arm zu nehmen, ihm Geborgenheit und Orientierung zu vermitteln, und bekommst zu hören, dass du bitte aufhören sollst, ihn mit einer Wirklichkeit zu belästigen, die nicht die seine ist. Dein Gegenüber ist, was man ein versunkenes Ich nennt. Was zwischen euch ist, ist nicht das, was der Mensch nicht kann, sondern das, was du (noch)(erkennen) kannst. Tiefes Wasser. Nicht unbedingt still. "... Und auf einmal spürst du äußerlich ..." schwimmt Joachim Ringelnatz vorüber und dir ist, als wäre mit einem Mal, verkehrte Welt, dein Ich das ertrinkende und das, was zwischen dir und deinem Gegenüber mit Demenz ist, ist die Vergeblichkeit des Schönen. Ist, dass dich achtsame Hin- und Zuwendung, dass all dein Mühen darum, die Wirklichkeit deines Gegenübers als die entscheidende für dein Handeln zu machen, letzten Endes dich beschwert. Du versinkst. Versinkst in der Vergeblichkeit. Das Vergessen im Menschen, der dir gegenüber sitzt, erinnert dich an das Nichts der Unendlichen Geschichte. In diesem Nichts, dieser Nichtigkeit deiner Hin- und Zuwendung verliert sich alles Schöne des Vergeblichen deines Mühens im Vergessen eines anderen, erfährt Ablehnung, Vernichtung durch einen desorientierten Menschen, der, von eigener existenzieller Not getrieben, an der Welt um ihn verzweifelt. Du bist Teil jener Welt, solange er dir nicht vertraut, solange es ihm nicht gelingt, in deinen Worten Halt zu finden. "... Und auf einmal ..." entfernt Ringelnatz sich mit kräftigen Schwimmzügen und die Beatles reichen dir "... and anytime you feel the pain, refrain, don't carry the world upon your shoulders ..." die Hand. Die Hand, an der du selbst dich aus dem Wasser ziehst, dein eigenes Ich vor dem Ertrinken rettest. 

Was bleibt? Schwere. Auch, wenn du in der nächsten Begegnung, kaum fünf Minuten entfernt, einem weiteren Ich Trost oder gar Halt bieten kannst, bleibt Schwere. Schwere, die sich dir in deine Schritte legt und auf dein Gemüt.

 "... Aber sprich nur ein Wort und meine Seele wird wieder gesund ..."

Ich sitze hier und lausche in die Stille der Nacht. In acht Stunden werde ich aufbrechen und mich wieder auf den Weg machen.

Epilog

Aus dem Vergessen: "... Ich kenne Sie! Sie ... Sie ... sind ein ... Wanderer ..."

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