Der Deudre (Deutscher Dreizeiler) ist ein eigenartiger Kauz. Er greift die Inspiration, die die fernöstliche Kurzlyrik in Form des Haiku, Senryu und seiner Anverwandschaft in den Kulturkreis seiner Anhänger weht, auf und setzt sie im Rahmen der jahrhundertelang gewachsenen Tradition und Kultur des Lebensraumes Deutschland um.
Nun ist das Deu des Deudre kein nationales, ausgrenzendes, sondern ein
umschreibendes, auf die Sprache Deutsch in ihrer Vielfältigkeit und Geschichte bezogenes.
Der Deudre hängt der Internationalen nach und strebt beständig nach
Verbrüderung mit anderen Sprachen.
Somit verbindet er selbstbewussten bayerischen Liberalismus mit dem
„jönnekönne“ des Rheinländers, dem preußischen Hang zur Disziplin und
norddeutsche Schweigsamkeit.
Man darf ihn auch gerne „die“ oder „das“ nennen und ein Plural-„s“ anhängen,
weil dies auch den LKW so geschieht im Land der Dichter und Denker.
Dem Land der Dichter und Denker fühlt sich der Deudre insofern verpflichtet,
dass er möglichst beide Elemente in sich vereinigt. So darf er auch über
genügend Dichte verfügen, die zum Denken anregt, sofern er genügend durchdacht
ist, Gedachtes und Beobachtetes zu verdichten.
Die Regeln des Deudre:
- Ein
Deudre sollte sich auf drei Zeilen beschränken und eine Silbenzahl von 17
nicht überschreiten. Das Schema 5-7-5 gilt als Anhaltspunkt. Soweit der
fernöstliche Einfluss und die Tradition.
- Die
Silbenzahl 17 und somit die freiwillige Beschränkung des Deudre-Anhängers
zur Komprimierung einer Beobachtung, eines Gedankens, ist eine
Höchstgrenze, die den Deudre vom „freien Dreizeiler“ unterscheidet (soweit
zu Preußen).
Entsprechend dem Können des Verfassers und der Verständlichkeit der Aussage darf, ja sollte die Silbenanzahl unterschritten werden, wenn dies möglich ist.
Das norddeutsche moin-moin als großer Wurf des Norddeutschen aus der Einsilbigkeit ist hier ein willkommener Anlauf in die Quasselei und bedarf nur einer winzigen ausschweifenden dritten Zeile, z.B. „du“, ebenso wie das vergleichbar geschwätzige Tri tra trullala problemlos auf drei Zeilen zu brechen ist und zum nächsten Punkt führt:
- Ein
Deudre darf durchs Gedichticht metaphern, dass es nur so schplatattert, von Innerwelten erzählen, resümieren und
kommentieren, soviel er mag und wie es (seiner Kürze) zumutbar ist. Ebenso
dürfen sich in ihm Heukühe, Supermännchen und andere Spaßvögel tummeln,
ohne dass es einer weiteren Kategorisierung bedarf. Wortwiederholungen,
die als Stilmittel eingesetzt werden, sind willkommen ebenso wie Über- und
Unterschriften. (Soweit zum Rheinland und zu Bayern)
- Der
Deudre (er kann auch eine „sie“ sein) braucht sich von nichts und niemand
was sagen zu lassen, solange er was (aus) zu sagen hat. Aber er darf. (Soweit
zu Bayern)
- Der
Deudre kennt keine Meister. Seine Anhänger sind auf Wanderschaft. Doch
erkennt er Freunde. Mit seinem großen Herzen nimmt er all jene „Ruinen“
auf, die von Meistern und Büchern aus Haikuland oder Senryunien vertrieben
wurden und gibt ihnen eine liberale Heimat, sofern Punkt 4 einigermaßen
erfüllt ist.
Ebenso schämt er sich seiner nicht. Zwischen Haiku und Senryu gestellt, lächelt er die Meister fremder Gedichtarten an, weiß er doch um seine Heimat. Netterweise sollte er sich ein Ruinencape umhängen.
- Besonders
gern mag es der Deudre im Sinne der Verbrüderung bzw. Verschwesterung,
wenn seine Aussage bzw. seine letzte Zeile von einem anderen Deudre
aufgegriffen, fortgesetzt und/oder kommentiert wird. Dies ist dann eine so
genannte „Polonaise d’eudre“.
Ebenso liebt er es, sich zu spiegeln, zu trichtern oder dreischichtig daherzukommen. Extremsportarten wie das XLdeudring 10/14/10 stehen offen, sind aber auch ein Hinterausgang in den freien Dreizeiler.
- Das
Anhängen weiterer Zeilen sollte der Bekömmlichkeit des Deudre zuträglich
sein.
So öffnet er sich auch den Geschwistern Tanka und dem Rengha, indem er sie freundlich an seinen gastfreundlichen Tisch bittet und zusätzliche 14 Silben in zwei Zeilen aufdeckt.
Ebenso behält der Deudre sich vor, auf eine dritte Zeile zu verzichten.
Denn warum sollte man einen Norddeutschen durch irgendwelche Regeln dazu nötigen, gegen seine innere Natur zu handeln?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen