... stehen
sie um mich herum, warten, wenn ich sitze und schaue. Ungelebt. Vielleicht
bilden sie sich das auch nur ein. Dass sie unglücklich sind, sich nach
Erfüllung sehnen, die sie nur in uns finden. Dabei, da bin ich mir beinahe sicher,
entstehen sie in uns, leben, atmen mit uns, begleiten uns mit ihrem Dürsten an
der salzigen Quelle, schauen den Himmel und könnten Blau, könnten Wolke,
könnten sein, wenn, ja, wenn ...
Ob mir
auch jetzt, in diesem Moment, einer von ihnen über die Schulter schaut und
liest, was ich in die Tastatur hacke? Hineinschlüpft in den Text, um endlich
wahr zu werden? Vielleicht nimmt er sich gerade jetzt meiner Finger an, dass
sie sich lösen, loslassen. Trinkt Cello aus meinem Ohr, Haydn. Tage müssen
ihnen schrecklich erscheinen. Da sind wohl nur die zähesten von ihnen
unterwegs, die Verführer, die Schleicher. Lichtscheues Gesindel auf der Suche
nach sicherer Beute, haltlosen Blicken auf dem Hochseil, nach versonnenden
Mohnden, irgendwo.
Nachtwandler,
die unter den Lidern warten auf ihre Zeit, die warten und schauen, die sehnen
dich an – und dann, kaum, dass du ihrem Werben erliegst, siehst auch du sie,
wie sie vor dir stehen und dich anschauen: Träume mit offenen Augen.
Ludwig
Janssen © 4.3.2009
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