Dienstag, 14. März 2017

Ein Häppchen November

Heute Morgen, ich stapfte gerade die Weide hoch zum Melkstand, bemerkte ich, wie meine Nase in eine Wolke tupfte. Das fühlte sich schön kühl an und es kitzelte auch ein wenig. "He!", war alles, was mir dazu einfiel.

Ich glaube, dass sie sich erschreckte, denn sie waberte ein Stückchen zurück und hüllte sich in graues Schweigen. "Brauchst keine Angst haben", flüsterte ich in die feinen Nieseltropfen und tauchte nun auch mein Gesicht in sie ein - bis über die Ohren.

Jetzt konnte ich sie auch hören, setzte mich auf einen umgekehrten Melkeimer und lauschte.
Kaum hörbar leise erzählte sie mir, dass der Himmel sie und ihre Schwestern aus den Nebeln längs des Regens herauszitiert und ihnen aufgetragen hätte, sich vor ihn zu schieben.

"Wieso das denn?", fragte ich ebenso leise, wollte ich doch nicht ihre feinen weißen Tröpfchen verwirbeln. Da saß ich also, den Kopf in einer Wolke, und hörte mit offenem Mund, dass der Himmel es einfach leid war, seiner Bläue wegen als einfallsloser Langweiler tituliert zu werden.

"Mahlzeit!" Mehr konnte ich nicht erwidern, denn mein Eimer kippte um, ich purzelte den Berg hinunter und blieb rücklings im nassen Gras liegen. Ein paar Kuhgesichter beugten sich interessiert und wiederkäuend zu mir hinunter, schnauften mir warm ins Gesicht.

Das war alles. Gut, dass sie mich nichts fragten, denn ich hatte doch diesen kleinen Fitzel Wolke im Mund.


Ludwig Janssen © 12.11.2005

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