Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner&Gomez, Spiez, CH |
Weiß ist wie Ebbe, ist mehr als das Fehlen von Farbe, ist
mehr als die Abwesenheit von Schwarz. Schwarz auf Weiß ist aufkommende Flut,
präsent, das Weiße scheint Grund zu sein dem Schwarzen, Hintergrund – und doch ist es
mehr als nur ein Dahinter. Vielleicht ist es das Davor. Enthält sein
Widerschein doch alle Farben und wirft sie zurück, unserem Auge entgegen.
Weißes Licht, ungebrochen, ungebrochenes Siegel. Vielleicht ist das Weiße die
eigentliche dunkle Materie der Literatur. Ist Stille, die vor dem Urknall, ist
das Schweigen, füllt Leerzeichen an und Leerzeilen. Lässt Raum, lässt Welten
Raum, Weltraum. Das Weiße ist diesem Universum Voids. Und Geschichten, auch die
noch nicht erzählten, sind darin die Filamente, schwarz auf – aus weiß sich
erschaffend, abbildend. Und so, wie die Voids des uns umgebenden Universums zu
riesig sind, als dass sie mit dem Weichen der Materie aus diesen Räumen zu
erklären wären und also zugleich mit der baryonischen Materie entstanden, so
ist das Weiße mit all dem ungedacht, ungesagt Verborgenen darin entstanden, als
der erste Organismus zu denken begann. Der in uns geborgenen, noch nicht
erzählten Geschichte kommen wir über die Stille, das Schweigen und das Weiße in
uns näher als über alle Weisheit. Weisheit, die sich uns schwarz auf weiß
ausbreitet, einem Sternenzelt gleich, wie es uns vertraut ist, wenn wir des
Nachts verlassen, was uns über den Tag Schneckenhaus war, ist. Des Tags, wenn wir Sonnenuhren
folgen.
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