Ludwig Janssen © 12.6.2010
Lyrische Prosa, lyrische Klangwelten, Slamtexte, Piktolyrik, Lyrik - das Wort, Sphüngs, Zirkelschneck und andere freischwurbelnde Absonderlichkeiten, grenz-
und kopfüber ...
Mittwoch, 12. September 2012
Sequenz ... mit Heuduft
Gestern saß die Nacht auf dem Fensterbrett und sah mich
an. Sah mich an mit denselben Augen, aus denen Pühschimühschie mich anschaut,
wenn sie dort sitzt und hereingelassen werden möchte: Großes, dunkles Verlieren
mit einem dünnen Ring aus Bernstein. Das Fenster stand bereits verloren mit nur
einem ausgebreiteten Flügel, doch die Nacht schlüpfte nicht hindurch, wie
Pühschimühschie das macht. Sie blieb auf der Fensterbank hocken, sah mich an und
duftete nach Heu. Wahrscheinlich traute sie sich nicht ins bläuliche Flimmern
des Monitors. Ich selbst saß nur da, schaute durch die Nacht, den Flügel des
Fensters mit dem Spiegelbild eines Mannes darin. Von außen kam kühle Luft
herein, der Duft des Heus, schließlich kam Pühschimühschie. Schlüpfte mi-uuu!
durchs Fenster, sprang auf den Schreibtisch und purrte ihr nach Heu duftendes
Köpfchen an meine Nase. Gestern saß die Nacht auf dem Fensterbrett, sah mich an.
Als ich blinzelte, war Heute und Morgen.
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