Dienstag, 12. Juli 2016

Gegen das Fenster

Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner&Gomez, Spiez, CH


Hier drinnen ließ das allgegenwärtig helle Licht keinen Schatten. Die Welt draußen lag schwarz vor blinden Fenstern, die, geschlossene Lider, das Innere des Ladenraums widerspiegelten. Ratur Lite machte sich auf den Weg zur Kasse. Ein Baguette, Käse, ein Viertel Roter, eine gelbe Paprika, Ölsardinen, Abendessen. Die Schiffe warteten vor der Schleuse. Müde, abgespannte Miene, guten Abend, auf Wiedersehen, Floskeln wie Regen überm Meer. Barcodes Welt in Schwarz-Weiß. Am Einkaufswagen voraus an der Kasse mit dem müden Gesicht die schlanke Silhouette einer flachsblonden Frau. Ein Leuchtturm. Strich sich die Haare aus der Stirn, legte eine makellos alabasterne Halsbeuge frei, zahlte, entschwebte. Raturs Blick träumte dem Schwung ihrer Wirbelsäule nach, fand über das Räuspern der Kassiererin zurück und deren aufgehaltene Hand … Rums!

… erbebte das Schaufenster.

Die Nacht hatte ein bleiches Gesicht mit großen Augen ans kalte Glas geworfen, meergraue Locken, wirr, faltige Arme glitten die Fensterscheibe hinab, die Finger zierlicher Hände spreizten sich haltlos.
Für einen Augenblick weiße Punkte auf Kobaltblau, schon warf die Gestalt sich zurück in die Nacht und entschwand. Ratur Lite griff sich ein Päckchen Kirschpralinen, raffte den Einkauf zusammen, klatschte der verdutzten Verkäuferin einen Geldschein in die Hand und eilte hinaus.


Hallo?! Sie bekommen noch …
Passt schon!

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