Heute, ich war auf dem Weg zur Arbeit, passierte das Kreuz auf dem Hügel hinterm Haus, da sah ich sie: Eine fette Schnecke ließ vorsichtig ihre Fühler mit den Punktaugen darauf kreisen. Überlegte sich wohl, ob sie die Straße kreuzen oder lieber unter dem goldenen Gekreuzigten verweilen sollte. So eine Schnecke hatte ich noch nie gesehen und erst recht nicht um diese Jahreszeit. Hatte wohl als juveniles Exemplar an den Füßen eines Singschwans dessen Reise vom Polarkreis bis an den Regen in Bayern begleitet. Das Sonderbarste an ihr aber war ihr Haus. Das war so groß wie ein Tennisball und vollkommen durchsichtig. Unverhofft, als die Schnecke über ein trockenes Kiefernästchen glitt, geriet sie mit leisem Huch! ins Straucheln. Mir war, als wirbelte in der Folge in ihrem Häuschen ein beachtliches Schneegestöber auf. Da wusste ich, wen ich vor mir hatte: Eine Winterschnecke! Zugleich war mir klar, dass es heute Nacht schneien wird in der Oberpfalz, und das nicht zu knapp. Die Sonne brach durch die Wolkendecke und ließ einen wärmenden Lichtkegel über das Land gleiten. Dieser hüllte mich in behaglich wärmendes Licht, und auch die Winterschnecke zu meinen Füßen hielt inne, lächelte und glitt unter leisem, melodischen Summen davon. Was würden meine Leutchen im Altenheim sich freuen, wenn ich ihnen von dieser wundersamen Begegnung erzählte, ging es mir durch den Sinn.
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