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mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner&Gomez, Spiez, CH |
Millas Geschäft lief in der Tat gut. Täglich kamen Kunden in
ihre Pâtisserie, wählten von den ausgestellten Köstlichkeiten oder bestellten
ausgefallene Torten für ihre Feste. Heute Abend saß Milla einem jungen Paar
gegenüber, das sich zu verloben plante und ein Fest ausrichten wollte. Sie
hatten von Millas Hochzeitstorten gehört und verliebt, wie sie waren, wollten
sie ihre Verlobung mit einer Torte zelebriert wissen, die ihrer Liebe von jenem
Zauber mit auf den Weg geben sollte, wie er nur den Torten Milla Cremesos
innewohnte.
Ein entzückendes Pärchen. Beide blutjung, voller Zuversicht
und einander von Herzen zugetan. Milla wusste ein Gespräch zu lenken und
virtuelle Räume zu öffnen, in die sie ihr Gegenüber einlud und von sich
auszubreiten ermunterte. Der junge Mann ihr gegenüber entwarf in blumigen
Worten das Bild, das er von seiner Angebeteten hatte. Und sie - ihre Blicke
hingen an seinen Lippen, fuhren seine Gesichtszüge entlang, während sie ihm lauschte.
Dann wieder, als hätte ein Stichwort ihre Aufmerksamkeit aufgeschreckt wie eine
Schar Rebhühner, fiel sie ihm ins Wort und warf, einem Spiegel gleich, ein
jedes zärtliche Wort, jedes Kompliment zurück auf ihn und ließ ihn erstrahlen.
Nun war er es, der, den Kopf zur Seite gelegt und seine Hand in der ihren, ihr
zuhörte und sie betrachtete, als sähe er sie neu, zum ersten Mal und als wolle
er ihr Bild auf ewig in sein Erinnern schließen.
Die beiden genügten einander. Ein um einander kreisendes
Doppelgestirn, dessen Welt sich in willig folgenden Planeten um sie drehte oder
fern war wie Sterne, deren Präsenz durch unendliche Weite, Nacht und Nichts in
so weite Ferne gerückt war, dass selbst die Riesen unter ihnen sich in
flickerndem Blinken verloren.
Tarik. Was hielt den Jungen davon ab, gemeinsam mit ihr
„seine“ Torte entstehen zu lassen?
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