Dienstag, 7. November 2017

Ein junges Paar

mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner&Gomez, Spiez, CH


Millas Geschäft lief in der Tat gut. Täglich kamen Kunden in ihre Pâtisserie, wählten von den ausgestellten Köstlichkeiten oder bestellten ausgefallene Torten für ihre Feste. Heute Abend saß Milla einem jungen Paar gegenüber, das sich zu verloben plante und ein Fest ausrichten wollte. Sie hatten von Millas Hochzeitstorten gehört und verliebt, wie sie waren, wollten sie ihre Verlobung mit einer Torte zelebriert wissen, die ihrer Liebe von jenem Zauber mit auf den Weg geben sollte, wie er nur den Torten Milla Cremesos innewohnte.

Ein entzückendes Pärchen. Beide blutjung, voller Zuversicht und einander von Herzen zugetan. Milla wusste ein Gespräch zu lenken und virtuelle Räume zu öffnen, in die sie ihr Gegenüber einlud und von sich auszubreiten ermunterte. Der junge Mann ihr gegenüber entwarf in blumigen Worten das Bild, das er von seiner Angebeteten hatte. Und sie - ihre Blicke hingen an seinen Lippen, fuhren seine Gesichtszüge entlang, während sie ihm lauschte. Dann wieder, als hätte ein Stichwort ihre Aufmerksamkeit aufgeschreckt wie eine Schar Rebhühner, fiel sie ihm ins Wort und warf, einem Spiegel gleich, ein jedes zärtliche Wort, jedes Kompliment zurück auf ihn und ließ ihn erstrahlen. Nun war er es, der, den Kopf zur Seite gelegt und seine Hand in der ihren, ihr zuhörte und sie betrachtete, als sähe er sie neu, zum ersten Mal und als wolle er ihr Bild auf ewig in sein Erinnern schließen.

Die beiden genügten einander. Ein um einander kreisendes Doppelgestirn, dessen Welt sich in willig folgenden Planeten um sie drehte oder fern war wie Sterne, deren Präsenz durch unendliche Weite, Nacht und Nichts in so weite Ferne gerückt war, dass selbst die Riesen unter ihnen sich in flickerndem Blinken verloren.


Tarik. Was hielt den Jungen davon ab, gemeinsam mit ihr „seine“ Torte entstehen zu lassen?

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