Frau Juli novembert. Eines ihrer Segelöhrchen starb heut
Nacht. Tja. Wenn Frau Juli novembert, ist sie wie Fenster an Regentagen. Wie
die sind? So: Niemand mag drinnen sein und hinausschauen müssen, und wer außen
vor steht, wer hineinsieht, wird klitschnass. Nur die, die sich’s denken,
finden irgendwas Romantisches daran.
Fenster an Regentagen bleiben geschlossen. Frau Juli wird
also nicht mit der üblichen 90-Grad-Kehre in ihrem Stuhl zoing-doingen und
einen Gewitterblick grinsen, sobald man was Blödes sagt wie zum Beispiel „Frau
Juli novembert ein wenig.“ oder, erst recht blöd: „Tja.“. Nein. Sie wird die
Unterlippe vorschieben und schauen wie ein Regentag am Fenster, also einer, der
hinausschaut, einer, von dem man denkt, dass er schön romantisch traurig sei.
Ist er aber nicht, denn: Frau Juli novembert!
Gleich wird Frau Juli mit einem Schüppchen – nein, es wird
ein Spaten sein, einer, der für ihre Statur und Größe viel zu mächtig ist und
sie ausschauen lässt wie einen – und wieder nein, sie würde niemals eine rote
Zipfelmütze … in den Garten gehen und ihr Segelöhrchen beerdigen.
Vielleicht, ach, was: hoffentlich, fährt sie danach an die
Nordsee, mit dem Rad natürlich, setzt sich an die Uferpromenade oder ins Gras,
dass der Wind in ihren Locken zauseln kann. Denn heute ist Juli, zum ersten Mal
Juli in diesem Jahr, und alle brauchen sie, um sich komplett zu fühlen. Wer? Die
See, das Gras, der Wind und der Juli.
Ludwig Janssen © 1.7.2010
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