Herr
Schalupke hat es eilig heute. Ein Engagement, in Regensburg. Bodypainting. Um
20:30 Uhr Termin zur Ganzkörperrasur. Dann: Osterei, jawohl, Osterei. Nackt. Der
Aktionskreis Kultur am Hof veranstaltet ein lebendes Osternest, Pendant zur
allseits abgenudelten lebenden Krippe. Hat schließlich lang genug gedauert,
dass Schalupke seinen Ranzen so gemästet bekam, dass er nun, glattrasiert und
rot angemalt, zum Osterei taugt. Nur wohin, fragt sich Schalupke, soll er sich
wenden, wenn auf das Fanfarensignal vom Salzstadl her die Eier aus dem Nest stürzen
und sich verstecken? Jahninsel? Wurstkuchl? Dom? Osterei in Sakristei? Wer ihn
findet, darf ihn zum Essen mit heimnehmen. Nein, nicht ihn, Herrn Schalupke,
wird er essen, sondern er, Herr Schalupke, wird zu Gast sein am Tisch seines
Finders. Obs ein Türke sein wird? Ein Jude? Ein Inder? Einer der Flüchtlinge,
die zum Fest gebeten wurden? Was es bei denen wohl zu Essen geben wird heute Nacht?
Und er, Herr Schalupke, mittendrin. Nacktes rotes Osterei. Nicht einmal einen
Rucksack darf er mit sich führen. Säh auch albern aus, so ein rotes Ei mit
Rucksack. Pressefoto! Damit hatte er nicht gerechnet. Doch die Fotografen auch
nicht damit, dass er ihnen seine Kehrseite zeigen würde. Ein rotes Osterei mit
Arsch macht sich auch ganz gut auf der Titelseite der Mittelbayerischen. Die
Fanfare ertönt!
Ludwig
Janssen © 16.4.2017
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