Dienstag, 27. Dezember 2016

Komm …

Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner & Gomez, Spiez, CH


Gerda erwachte. Tanzte mit den Sonnenstrahlen auf den Staubpartikeln, die sich über der beflissenen Geschäftigkeit unter ihr in der Schwebe hielten. Dort unten lag ihr Körper, erkaltet. Die Totenstarre hatte eingesetzt und breitete sich von den Lidern und der leicht geöffneten Kinnlade her im Körper aus. Ihr Geist hatte zu existieren aufgehört. Der Arzt hatte den Totenschein ausgefüllt, man wartete auf den Bestatter.

Das Fenster hatten die Pflegekräfte auf Kipp gestellt. Dass die Seele das Zimmer verlassen könne, versicherten sie einander. Die Angehörigen räumten das Zimmer. In dessen Mitte hing, über einen Stuhl gelegt und seit gestern Abend unberührt, ihr Lieblingskleid. Das kobaltblaue mit den weißen Punkten.

Doch zugleich schmiegte es sich um ihre lichtgeflutete Präsenz. Gerda ließ sich mit den bloßen Füßen zur Decke kopfüber ins Zimmer hinein baumeln und lächelte den Sonnenstrahlen zu, den tanzenden Staubkörnern und Ratur Lite, der vom Fenster her auf sie zu schwebte:

Guten Tag, Gerda!

Guten Tag, Ratur!

Du … du erinnerst dich an mich?

Ja, warum auch nicht?

Ja, warum auch nicht. Komm, lass uns gehen, Gerda.


Ja. Heut ist ein schöner Tag am Meer.

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