Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner & Gomez, Spiez, CH |
Gerda erwachte. Tanzte mit den Sonnenstrahlen auf den
Staubpartikeln, die sich über der beflissenen Geschäftigkeit unter ihr in der
Schwebe hielten. Dort unten lag ihr Körper, erkaltet. Die Totenstarre hatte
eingesetzt und breitete sich von den Lidern und der leicht geöffneten Kinnlade
her im Körper aus. Ihr Geist hatte zu existieren aufgehört. Der Arzt hatte den
Totenschein ausgefüllt, man wartete auf den Bestatter.
Das Fenster hatten die Pflegekräfte auf Kipp gestellt. Dass
die Seele das Zimmer verlassen könne, versicherten sie einander. Die
Angehörigen räumten das Zimmer. In dessen Mitte hing, über einen Stuhl gelegt
und seit gestern Abend unberührt, ihr Lieblingskleid. Das kobaltblaue mit den
weißen Punkten.
Doch zugleich schmiegte es sich um ihre lichtgeflutete
Präsenz. Gerda ließ sich mit den bloßen Füßen zur Decke kopfüber ins Zimmer
hinein baumeln und lächelte den Sonnenstrahlen zu, den tanzenden Staubkörnern
und Ratur Lite, der vom Fenster her auf sie zu schwebte:
Guten Tag, Gerda!
Guten Tag, Ratur!
Du … du erinnerst dich an mich?
Ja, warum auch nicht?
Ja, warum auch nicht. Komm, lass uns gehen, Gerda.
Ja. Heut ist ein schöner Tag am Meer.
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