Sonntag, 23. September 2007

Warum der Sphüngs nur noch selten eingeladen wird

Das Geburtstagskind müsse jetzt die Kerzen auspusten, hatte man ihm gesagt. Der Sphüngs hatte zwar keinen blassen Schimmer, aus was die gepustet werden sollten, doch würde es wohl als ein Akt zuvorkommender Freundlichkeit aufgefasst werden, dachte er so bei sich, wenn er das erledigen und sie aus der Torte pusten würde, deren Verzehr sie offensichtlich hinderten. Das sollte genügen. Zeugnis des guten Willens, Ausdruck selbstvergessener Hilfsbereitschaft. Schließlich war er schon vorösterlicher Ausblasungsexperte unter Schliemann, Sandstrahlgetriebener und zuständig für die Wüstenstürme Ägyptens und so (was ungefähr „weiter westlich“ bedeutet).
Mnjam, mnjam, dachte er noch mit begehrlichem Blick auf die Kirschen, als er tief Luft holte und die Lippen spitzte. In Bruchteilen von Millisekunden zerriss die Torte - zerstob in winzige Fetzen und legte sich als schillernder Fettfilm auf Wände, Fenster, Türen und die Gäste, die sich starr vor Schreck in den Teppich krallten.
Schulligung! - rief der Sphüngs, schon mitten im Sprung, sein Missgeschick aus der Welt und ihren entsetzten Gesichtern zu schlecken.

Ludwig Janssen © 26.11.2006

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