Sonntag, 30. September 2007

Sphüngs unterm Rad

Der Sphüngs war schockiert. Irgendwer hatte ihn gefesselt und geknebelt geschrieben. In ein elektronisches Gästebuch, und dieser Zustand lag nun einmal nicht in der Natur des Sphüngs’. Drückte er doch aus, dass er, der freie, der Phantasmus, in seinem Bewegungsspielraum erheblich eingeschränkt war. Traurig blickte er seinen Ausdenker an. Der meinte, dass sowas auch 'mal sein müsse, wolle man als Kunstfigur ernst genommen werden. Auf telepathischem Wege und über seinen betrübten Blick ließ der Sphüngs wissen, dass dieser Gedanke gequirlte Sophistenkacke sei und er unabhängig von den Wertvorstellungen eines Ausdenkers bestehen könne, der Wert auf seine Reputation lege und die eigene über die seiner Geschöpfe definiere.
Das hier sei Freiheitsberaubung und man hätte ihm Gewalt angetan, dies auch noch in aller Öffentlichkeit. Auf Ernsthaftigkeit pfiffe er was, meinte der Sphüngs, wenn er dafür etwas erdulden müsse, das seinem Wesen fremd sei und über das er keine Kontrolle habe.
Der Ausdenker schwieg betroffen und bereute, ihn so geschrieben zu haben. Ob es wohl zu einer Versöhnung käme? Ein Hauch Schöpferallmacht stieg in ihm auf. Dann schickte er den Eintrag ins Gästebuch ab.


Ludwig Janssen © 28.9.2006

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