Wäre meine Zunge grün, erzählte sie von Irland. Von meinen
Wurzeln. Von den Wurzeln, die ich vermisse. Von denen meines Vater, denen ich nachging, denen meiner Mutter, die mich preisgab.
Meine Zunge ist grün. Singt sie doch von Hoffnung von dem Kliff herab,
an dem ihr Baum sich den Felsen abtrotzte, zwischen denen er groß wurde, die
meinem Kindsein nichts anderes ließen als karge Kälte und Zwang. Wohin fliehen,
wenn kein anderer Weg bleibt als der neben dem geschundenen Ich? Was tun, wenn der eine
dann sterben will - und der andere leben? Deutsch. Passt zu den Narben. Ist
meine Zunge deutsch, wenn sie hart ist? Nein. Grün ist ein deutsches Wort.
Meine Zunge ist deutsch. Das ist nicht Muttersprache, das ist Sprache des
Zwangs. Ist die Sprache des Ausbruchs, ist die Sprache des Aufbruchs. Deutsch
ist die Sprache, in der ich fliehe. Grün ist die Hoffnung. Grün ist die
Sprache, zu der ich fliehe. Back to the roots. Back to the Roots: Deutscher
Grund, mein dunkler, deutsche Regeln.
Meine Zunge ist grün. In meinen Träumen, in den schönen, ist
sie grün. Dann hat sie vom Grün der Insel, springt mit den Lachsen den Abhainn na Gaillimhe hinauf, verliert sich
im Grün des Fiddlers und
singt von dem, was mir bleibt: I need you at the Dimming of the Day.
Ludwig Janssen ©
29.11.2013
Gewidmet einem, der
sich freischrieb, der sich frei schrieb, der sich, frei, schreibt und frei
schreibt.
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