Gebe ich Liebe bei Google ein, bietet mir diese Suchmaschine
spontan diese Begrifflichkeiten an: Liebessprüche, Liebesgedichte, Liebestest,
Liebesgedicht, Liebesfilme.
Nein, nach „Liebe“ soll sie mir suchen – nach einigem Zögern
meines Computers meldet sie, „Ungefähr 235.000.000 Ergebnisse“ innerhalb von
0,11 Sekunden gefunden zu haben. Auf den ersten Blick imposant: Zweihundertfünfunddreißig
Millionen Ergebnisse, doch wir haben den Juni des Jahres Zweitausendelf. Und da
bedeuten 235.000.000 Ergebnisse in nur 0,11 Sekunden eine magere Ausbeute, sind
lediglich eine Bestätigung der alten Erkenntnis, dass Rechner wahnsinnig
schnelle Schwachsinnige sind, die sammeln, sammeln, sichten können: Wir haben
mittlerweile 7.000.000.000 Menschen auf der Erde, würde solch eine Suchmaschine
ein wenig mehr Zeit haben und jeden finden, auch jeden unter der
überwältigenden Mehrheit Menschen, die über kein Internet, keinen Computer,
keinen Strom verfügen, auch die eine Studentin in Bremen, wären das 29,79 mal
so viele Ergebnisse, und da jeder Mensch sicherlich gleich mehrere Ansichten
und Ideen zur Liebe hat und dafür, was Liebe ist …
„Mehr, mehr, mehr!“ Häwelmann unterwegs.
Und die Liebe?
Die Liebe ist bei aller Vielfalt wohl jedem so groß- und
einzigartig, so wundervoll zugleich, dass die Menschen, welche die
bedeutendsten Schriften einer der monotheistischen Weltreligionen verfassten,
übersetzten und, ähm, fortschrieben, eine wesentliche Passage verlauten lassen,
dass Gott die Liebe ist, ui.
1. Johannesbrief, 4,16: Gott ist die Liebe, und wer in der
Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm (nacherzählt, also so
ungefähr).
Hm, eine gute Idee, meine ich, denn so schließt etwas, von
dem gesagt wird, dass es universell ist, omipräsent, jeden, aber auch jeden
Menschen ein, der …
Hm, zumindest jeden, der …
Hm, die Liebe ist einfach.
Daher sträubt sich in mir alles, nach einer Formulierung,
die einschränkt, weiter über die Liebe zu schreiben. Da tippe ich „jeden, aber
auch jeden“ … und tippe ein Komma, tippe „der“, da schrieb ich „zumindest
jeden“ … und tippe „Komma, der“ – nein!
Jeden, aber auch jeden Menschen. Und gut ist.
Hm, sollte man meinen. Da kommen gleich viele angewuselt,
die nur aus sich heraus in die Welt schauen und kaum aus einem anderen, die
sich selbst erleben, verleben, durchleben, entleben, überleben … und erzählen,
was die Liebe ist, was sie kann, lässt, besser noch, was sie nicht kann,
unterließ, versäumte – denn ungeliebt, ungeliebt fühlten und fühlen sich wohl
mehr Menschen als solche zu finden sind, die angeben, geliebt zu werden.
Eine andere Stelle besagten Schrifttums führt im 1.
Korintherbrief des Paulus an (1.KOR13ff), dass die Liebe größer ist als Glaube
und Hoffnung, wertvoller als Prophetengabe, Zungenrede, Märtyrertum,
Erkenntnis, und – dass sie nicht „das ihre“ sucht, also nicht sich
selbst [andere Übersetzungen, auch Einheitsübersetzung: „ihren Vorteil“]. Keine
Selbstfindung, keine Selbstverwirklichung, kein Tausch, erst recht kein
Tauschgeschäft. Langmütig ist sie, steht dort zu lesen, erträgt alles, trägt
nichts nach, bläht sich nicht auf … Eine wirklich lesenswerte Passage, dieses
Kapitel 13 des Korintherbriefs.
Die Liebe lächelt.
Vielleicht das Lächeln eines Buddhas, vielleicht das eines
Fisches, und ja, Fische …
Sie wird wohl auch lächeln, da bin ich sicher, wenn jemand
aus sich herausbreitet, dass die Liebe ihn enttäuschte, verriet, verließ. Dabei
war und ist das nicht die Liebe, sondern das Lieben. Fremdes Lieben, das sich
ihm und seinem entfremdete, verfremdete … sich losfremdete? Zumindest das
eigene blieb ihm und bleibt. Das eigene Lieben, das kaum wahrgenommene, das
unbeachtete, das ungeliebte eigene Lieben.
Das Lieben.
Das Lieben, das ist wohl ein Stückchen Gottes in dir, und,
wenn du Agnostiker bist, ist es ein Stückchen Ganzes, wenn du Atheist bist, ist
es ein Stückchen Liebe, d e r Liebe – und sowieso ist es alles das
zugleich und deines.
Dein Lieben? Ich kenne es nicht.
Mein Lieben, mein Lieben macht mich wehrlos. Das ist, was
ich an Wichtigem über mein Lieben zu erzählen weiß. Manchmal lässt es mich zurück,
und, vielleicht ist es eine Taube, findet sich immer wieder ein, bei mir, vielleicht
bei dir, und lächelt. Nicht mehr taufrisch, schon lange nicht mehr unschuldig, aber
immer noch unerklärlich naiv.
Nullkommaeinsvier Nanoliebe. So viel auch nur, wenn
ausschließlich die Menschen … Von keiner Suchmaschine zu finden unter sieben
Milliarden Menschen. Ganz Häwelmann mit nacktem Hintern, ein Beinchen als
Mastbaum in die Höhe gereckt, das Hemd daran Segel und aus vollen Backen
blasend zieht es mit den Wolken über den Himmel. Der Mond fragt, „Junge, hast
du denn noch nicht genug?“ Dann lächelt es, wahrscheinlich auch nur, weil es
weiß: Um ein klein wenig zu werden wie die Liebe, die Gott ist, zumindest
göttlich, müsste es … zumindest dem Korintherbrief nach, und seine Feinde, ach,
nein, ich müsste – meine ... Und das fällt so verdammt schwer, vor allem, weil
selbst ein nullkommaeinsvier Nanolieben für mich ein ganzes ist - und alles,
was ich habe.
Ludwig Janssen © 7.6.2011
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