Samstag, 23. März 2013

Sequenz … darin Gerda und irgendein Kai

Wie geht es Ihnen?

Diese Floskel könnte ich mir eigentlich sparen. Doch da ich mit nichts anderem als solchen Floskeln heranschneite, in dein Zimmer hinein und an dein Bett, gehört sie irgendwie dazu – eine letzte Floskel. Über unser Händehalten, das Verlieren in deinem Blick, dein wen auch immer erkennendes Lächeln hinweg landet diese letzte Schneefloskel auf deiner Nasenspitze und schmilzt:

Nicht so gut.
Hm? Wo fehlts denn?
Mein Kopf ist leer!
Mhm. Leer?

Du nickst, ein Lächeln knittert sich die Falten deines Gesichts entlang und das Blau deiner Augen frischt auf wie später März mit Milch:

Ich warte auf meinen Mann.

Dass der nicht mehr kommen wird, weiß ich, auch ein wenig von dem, was er dir antat, von den Kindern, die er dir ließ, und ich weiß, dass jetzt nur eines gilt: Du wartest auf deinen Mann, und, wichtiger noch: Dein Kopf ist leer.


Episoden erzählten Lebens sammeln sich, hinter meiner Stirn drängen sie sich um deinen Namen, dein Gesicht, das ich nur alt kenne. Schafe zähle ich, erschlage die Wölfe unter ihnen und pfeife die Hunde zurück, dann …

Ich lasse Erinnerung schneien. Über die Hände, die deine halten, über warmes, freundliches Laut meiner Stimme gebe ich von dem Schönen, das du mir erzähltest in den zurückliegenden Jahren. Du nimmst davon, lächelst Vertrautem zu. Deinem Sohn, der dich besucht, jeden Tag. Zeigst, wie er deine Wange streichelt. In dem himmelmilchblauen Märzen deines Blickes bricht die Sonne durch die Wolken, nicht genug, dass sie wärmt, genug, dass hell wird.

Vögel kehren heim.

Ich muss jetzt weiter, die anderen warten. Ist der Kopf noch leer?
Du lächelst: Nein, voll. Danke schön. Sie sind ein guter Priester.

Der Ostwind treibt letzte Märzfloskeln ans Fenster.

Ludwig Janssen © 23.3.2013

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