Freitag, 9. Oktober 2009

Literaten, frei zugängliche Literaturplattformen, so genannte Literaturkritik - und der Unterhaltungswert ihres Aufeinandertreffens

In einem literarischen Blog wird von einer etalbierten Literatin berichtet, die sich "aus Spaß an der Freud" mit einem "Tweet" bei einer Literaturplattform um Aufnahme bewirbt, die Texte vor Veröffentlichung einer Beurteilung durch eine Jury unterwirft.

Der Beitrag wird abgelehnt.

Es entwickelt sich ein Disput, den leidgeprüfte "Kritiker" und "Schreiber" als Realsatire mit Schmunzeln quittieren, andere seufzend zur Kenntnis nehmen werden.

Offensichtlich demaskiert und demontiert sich die Jury besagter Plattform, doch letztlich bietet dieses unterhaltsame Stückchen Realsatire auch denen einen Spiegel, die hier nur die Literaturplattform vorzuführen meinen.

Wer mag, lese dazu mehr über den Link in der Anmerkung.

Ja, die Begründung der Ablehnung wirkt recht fadenscheinig. Allein "eventuell" ließ sie zum Blah geraten.

Die Einleitung dieses Blogbeitrages
"Eine befreundete Literatin, die auf zahlreiche Publikationen zurückblicken kann, und deren literarische Qualitäten ziemlich außer Zweifel stehen,"
jedoch ist zumindest ebenso unglücklich gewählt, da sie meiner Meinung nach dem Leser einen Anspruch aufbläst, der sich durch den Tweet selbst nicht halten lässt. Das wurde hier schon ausgebreitet.

Literarischer Lorbeer, den man an anderer Stelle zu Recht errang, ist keine Polizeimarke, ist keine Wildcard, ist eine Auszeichung, die einem Autoren eher Erwartung zum Ausdruck bringen sollte als Anspruchsdenken rechtfertigen.

Dass bei einer Literaturplattform Texte einer Vorauswahl unterzogen werden, ist meiner Meinung nach ein Handeln, dass sicherlich einem ehrlichen Anliegen gerecht werden soll, ein gewisses Niveau erreichen/halten/bieten zu können.

Wer erlebte, wie frei zugängliche Literaturplattformen, kaum, dass sie eine gewisse Größe und dadurch Popularität erreichten, mit Texten geflutet werden, deren Verfasser die kritische Auseinandersetzung mit ihren Werken nicht aushalten, führen können oder eben gar nicht suchen, kann nachvollziehen, dass jemand irgendein Regulativ einsetzen möchte.

Doch wer soll, nein, wessen Maß soll angelegt werden? So etwas bringt eben auch so etwas wie den hier in der Ablehnung und der anschließenden Diskussion offenbaren Hochmut hervor, der dazu auch noch in Häme ausartet. Dem liest sich viel Frust aus, Ignoranz und Übersättigung.
Denn letztlich sinds nur ein paar wenige Geister, die hier über "gut oder nicht gut" entscheiden und das, hihi, womöglich als "Literatur oder nicht Literatur" verstanden wissen möchten.

Da sich das, was den Begriff "Literatur" über dessen Funktionalität der Bezeichnung alles Geschriebenen hinaus erhebt, nicht allein aus der Stellung von Schrift, sondern
aus dessen Zusammenwirken mit Schreiber und Leser erschafft, gerät ein solches Instrument vor allem bei einem öffentlichen Literaturforum zu Türsteherei und ist nicht mehr als das.

Öffentliche und frei zugängliche Literaturforen im Internet sind nun einmal auch "Community", sind Forum im Sinne von "Markt", ein Markt, auf dem reges Treiben herrscht, dass nicht anders ist als das eines realen Marktes, auf dem vom Trödel bis zum Gemüse, Kunsthandwerk, selbstgebackener Apfelkuchen und Designermode eher angeboten als nachgefragt werden, aber reichlich konsumiert.

Letztlich bieten sie (frei zugängliche Literaturplattformen) die Chance zur Begegnung zum und über dem Wort, deren Qualität sich aus der Fähigkeit der sich Begegnenden zu Wort und Austausch heraus gestaltet.

Auch in Literaturforen entsteht nicht nur Lesenswertes, sondern auch Literatur. Literatur, die keines großen Namens bedarf, um sich aus der Zweidimensionalität eines Bildschirms heraus im Leser selbst zu schöpfen.

Speakers Corner.

Es kann einem etablierten Literaten nicht schaden, sich auf wenig mehr als eine Kiste zu stellen und von seinem Wort auszubreiten. Und, nunja :) auch von der Borniertheit von Leuten zu kosten und ihren gescheiterten Träumen, von Leuten, die in der Tat nie so gut schreiben werden wie er/sie selbst. Sich mit Texten eines Jungen befassen, dessen LRS seiner Freude am Schreiben, seinem Versuch zu Ausdruck nicht hindern kann. Mit einer Hausfrau am Metrum eines gähnend langweiligen Sonnets (Sonetts) feilen - "nur so". Und tatsächlich Menschen begegnen, die sich schreibend ausdrücken.

Zu solcher Begegnung über dem Wort lädt zum Beispiel █████ herzlich ein.

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