Montag, 21. August 2017

Die Gärten vor Damaskus

Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner&Gomez, Spiez, CH


„Bitte, greif zu!“

Milla reichte dem Jungen ein Stück frischen Zwetschgenkuchens und setzte sich neben ihn, biss von ihrem Stück ab und fragte:

„Ich schmecke Pflaumen, Butterstreusel und die Süße des Zuckers – und du?“

„Die Gärten vor Damaskus. Den meiner Großeltern. Die Pflaumenbäume darin, die Süße der Zwetschgen und die Geborgenheit, die ich dort erfuhr.“

„Du stammst also aus Syrien?“

„Ja, wie die Zwetschgen. Großvater erzählte, dass alle Zwetschgenbäume dieser Welt ihre eigentliche Heimat in Syrien haben.“


Und das also, dachte Milla bei sich, machte, dass ihr kleiner Gast mehr als nur Pflaumenkuchen schmeckte, wenn er von ihrem aß, und sich an Heimkehr erinnerte. Nach-Hause-Kommen, ein schönes Gefühl. Eines, nach dem man sich sehnt, wenn man in der Fremde ist oder gar das eigene Zuhause die Fremde, in der man nicht bleiben mag. Milla war hier zu Hause. In ihrer Pâtisserie, zwischen ihren Torten, auf dieser Insel. Und in der Erinnerung an eine unglückliche Zeit.

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