Montag, 1. Mai 2017

Für den Augenblick


Wieder einmal unterwegs. Augenaufschläge werfen Trichter und sich öffnende Lippen bieten keine Deckung. Verheißung dünnen Eises bricht nichts Gutes. Das blendende Gleißen der Projektoren irrt über das äußerst fragliche Gebiet, Reflektoren erwidern. Attraktion ist Anziehung, Gravitation gravierend, Kniefall manchmal zerschnittene Sehnen, stehen gut zu Erkennen.

Querschläger treffen hier ebenso lautlos und tödlich langsam wie die Volltreffer der Reflektoren. Keine Tarnfarben, keine Verfinsterung - die Fenster hell erleuchtet der Verdunkelungsgefahr zum Hohn und die Hunde vor den Toren kennen nur Ja und Nein.

Nur Schallwellen ohne Kanonenboote teilt sich das Meer, den Pilgern aus Übersee, strömen Flüsse der Quelle zu ohne Reißen.
Gefangene werden hier nicht gemacht. Wer aufgibt, hat schon verloren, für diesen Moment dem Sieg näher als die mit Rüstung und Tarnkappenbonbon.

Wieder unterwegs, schnellen Schrittes über Furchen und Fältchen, an der Nasenwurzel dem Faltenwurf auf den Rücken spreizen Brauen verächtlich die Flügel. Mundwinkelzüge labyrinthieren sich, schieben den Anschein, über sichtliches Schwarz-Weiß zur Rochade. Schach! Ja, und?! Dem Springer in die Mähne gegriffen entkommt der Bauer nach I sieben.

Papst - Bond - Jedermann. Sekundenbruchteile entscheiden Tri-Tra-Trullala im Visier kleiner Pupillen, die bunte Sphinx springt in den Weg: Wenn sie töten könnte ... Doch frisst sie die Ohnvorsehnichten aus der Hand. Die beißt sie, die Hand, ab natürlich und zu den Kopf auch. Doch im Zentrum ihr offenes kleines Schwarzes plaudert alles aus.

Da! Wieder zerschlägt ein Volltreffer sich das dreidimensional bunte Hirn an einer eigentlich weißen Wand. Im Mundwinkel baumelt noch ein Lächeln, Reste von Haut und Haar zwischen den Zähnen.

Wieder unterwegs hangelt sich ein Augenblick am anderen entlang oder seilt sich daran ab. Und zu fällt einem hier gar nichts, ein oder ums andere Mal: Entgegen Kommen und Gehen ohne Plan Orientierung am seidenen Hormon Spiegel unserer Seele. Mit Fingerspitzen blind getastet. Auf der Suche, vielleicht endlich unbewaffnet nackt. Ganz ohne unschuldig weiße Gefälligkeit – Treffer werden angezeigt.

Mit jedem Treffer wehrlos deutlich. Nur für dieses eine Mal noch:

Ein Stück hässlicher, ein Stück dicker, ein Stück intoleranter, auch dümmer, ein bisschen ängstlicher und auf dem Weg von Angesicht zu Angesicht ein ganzes Stück näher als sonst dem Dahinter beider Seiten.

Schamlos verlässt man das Schlachtfeld zur rechten Zeit.


Ludwig Janssen © 18.6.2006

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