Absperren
sollte man sie. Die Orte, an denen das Entsetzen wohnte und ging mit den
Menschen. Sie sich selbst überlassen und, so es sie gibt, den verlorenen
Seelen, die nicht heimfanden. Warum nur macht man aus ihnen öffentliche
Ereignisse, dass sie Tiergärten gleichen und Parks, gibt sie den Launen und Befindlichkeiten
Fremder preis? Leichenfledderer schlendern sich ihr Quentchen
Ich-bin-dort-Gewesen ins Getue. Spaziergänger auf ein Stündchen, die das Maul
nicht halten können, Lebende, die sich alles aneignen, die vergangenen Dinge
und die Toten um sich winden. Das Grauen, hauchdünner Flor, um ihre Schultern gelegt,
flanieren sie die Wege entlang, nehmen, was sie brauchen können, stecken es
sich in die Taschen und nehmen es heim. Basteln an Worten und Namen, bauen
neue, schicke Türmchen, schmuckes Beiwerk um ihre Befindlichkeiten. Die stellen
sie ins Fenster, dort rücken sie sich zurecht und entzünden triefende Stummeldochte
um sich selbst kreißender Betroffenheit. Kleine Lichter. Darin zerren sie die
Ermordeten noch einmal hervor, verbrennen sie. Die Puppen lassen sie tanzen:
Seht her! So spreizen sie sich – diese Attitüde würgt. Absperren sollte man
solche Orte, die in den Wäldern und in den Herzen der Städte, mit hohen Mauern umgeben.
Die böten Raum genug zu Gedenken und Klage. Solche Orte aber gehören denen, die
sie überlebten, die sich dort verloren oder uns verloren gingen.
Ludwig Janssen © 4.1.2008
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