Als ich begann, mein Schreiben auf Internetforen zu
veröffentlichen, begegnete mir und meinem Erkennen der häufige Trugschluss, die Welt dort sei
eine virtuelle - und dass die Welt der Schreiber, also die, in der die Ausdenker
der Gedichte , Texte und somit die der meist mäßig talentierten Bregenträger stofflich präsent
sind, die reale sei.
Das eigentliche Antonym der Virtualität ist nicht die
Realität, sondern die Physis, also das Stoffliche. Auch dies: ein Behelf.
Schließlich ist ein Gedanke, ist jede Vorstellung an stoffliche Träger und
Vermittler gebunden.
Ist Virtualität omnipräsent, also allgegenwärtig? Sie ist - im Gegenteil zur Physis - nicht stofflich. Auf jeden
Fall ist sie im All dort gegenwärtig, wo Menschen anzutreffen sind und, mit
jedem von ihnen präsent, das, was ihm wirklich ist und vorstellbar.
Was ihm wirklich ist ... Wirklichkeit und Virtualität
scheinen mir Schwestern zu sein, Musen, von denen ein Mensch geküsst - und
besessen ist. Das, was auf uns wirkt, das, was aus uns heraus wirkt, ist
Wirklichkeit und zugleich virtuell. Wir sind Gefangene unserer Sinne und deren
Beschränktheit. Das gilt für den Menschen als solchen und jeden einzelnen
insbesondere. Unsere Sinne stellen uns Wirklichkeit vor, inszenieren Wirklichkeit, die
nichts anderes sein kann als Virtualität. Also das, was uns vorgestellt, vor
die Sinne gestellt, über unsere Sinnesorgane vors (ins?) Hirn gestellt wird und
somit unserm Vorstellungsvermögen zur Interpretation zur Verfügung gestellt.
Nehmen wir das Sehen, unseren der Häufigkeit der Inanspruchnahme
nach wichtigsten Sinn: Was wir sehen, ist daran gebunden, dass Lichtteilchen
die Rezeptoren in unseren Augen erreichen. Das muss außerdem in genügender
Menge geschehen – es muss eine Reizschwelle überschritten werden, denn das einzelne
Photon an sich ist uns unsichtbar. Wir sind also, was diese Art der Wahrnehmung
angeht, darauf angewiesen, dass von einer uns fernen Leuchtquelle Photonen sich
entfernen, auf Gegenstände treffen und von diesen reflektiert werden, dann unsere
Sinneszellen in genügender Menge treffen und von diesen und den ihnen
nachgeschalteten Auswertungseinheiten interpretiert werden.
Was da auf uns wirkt, ist Virtualität, also Möglichkeit,
denkbare Möglichkeit, ist Vorstellung – nicht Realität.
Und vermittelt wird es von etwas, dessen Ruhemasse gleich
Null ist, das also in der Ruhe (also dann, wenn es mit dem Auftreffen auf
unsere Sinne zur Ruhe kommt,) nicht stofflich ist, nicht Materie, also nicht physisch: Photonen.
Unsere in und aus unserer Vielzahl als Menschen generierte Realität
aus Realitäten ist Virtualität, und die ist für unser an unsere Physis
gebundenes Erleben also bestimmender, als wir wahrhaben, als wir wahr haben
wollen.
Ludwig Janssen © 14.1.2014
2 Kommentare:
... das, lieber Ludwig, ist sehr interessant formuliert und gedacht. :-)
Danke schön, lieber Andreas. :)
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