Dienstag, 28. Januar 2014

Watzlawick und die Amsel

Da ist diese Amsel, sie flattert wieder und wieder wider das Glas der Fensterscheibe.
Nicht real, ich erinnere. Wieder und wieder wider das Glas der Fensterscheibe.
… nicht nicht …
Wider ihr Spiegelbild, also wider ein Lichtspiel aus reflektierten Photonen flattert sie, hinein in dessen Brechen und Wirbeln. Das Glas höre ich beben mit jedem Aufprall, sehe es erzittern im Schwingen der mich erreichenden Reflexionen. Auch, dass ich die Amsel sehe – Spiegelung. Die Fensterscheibe, durchsichtig blindes Abwärtsgleiten von Siliciumdioxid, spiegelt wiederum dem Amselhahn vor ihr einen Amselhahn, was sonst. Weil sie da ist, nicht anders kann, sinnenlos, wie sie ist. Schwarze Amsel, schwarzes Licht? Schwarz sehen, das ist sehen, dass Licht nicht zurückgeworfen wird, nicht erwidert.
… nicht nicht …
Die Amsel ist, nein, sie scheint, nein, sie erscheint schwarz. Das nicht reflektierte, sondern von ihrem Federkleid aufgenommene Licht gelangt nicht in mein Sehen, doch ihr, der Amsel, erscheint es über sein Fehlen im üppig reflektierten Ringsum ihres Wahr-Nehmens aus der Oberfläche träge abwärts gleitenden Siliciumdioxids als Spiegelbild ihrer selbst. Gegen das flattert sie an, wieder und wieder, wider ihren vermeintlichen Widerpart, der nicht mehr ist als ihr eigenes Spiegelbild in der Reflexion eines ungerührten Gegenübers – und doch: ihr Wider.
Photonenwirbel.
… nicht Lüge, nicht Wahrheit …
Ich nenne sie Paul.


Ludwig Janssen © 28.1.2014

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