Abstand ist Distanz, und diese
Distanz lässt sich, je nachdem, in welcher Dimension wir uns bewegen, in
Längen- oder auch Raum- und (sogar) Zeiteinheiten ausdrücken. Was uns bewegt, Abstand zu halten
oder zu nehmen, jedoch nicht.
Beim Schreiben, vor allem beim
Veröffentlichen von fiktionalen wie faktualen Texten ist das so eine Sache mit
dem Abstand, der Distanz.
So soll von Nutzen sein, sagt man, wenn
man innerlich Abstand einnimmt zu einem Text, den man in einem Medium
auszustellen beabsichtigt, das unmittelbaren und ebenso anonymen wie auch
distanzlosen Zugriff ermöglicht auf alles, was man ihm anvertraut. Ein seltsamer Rat, nicht wahr?
Abstand einnehmen, gar –
„gewinnen“? Warum? Wozu? Man schreibt mit Herzblut, wenn man Glück hat, mit
Verstand – und die weniger Begabten unter den Autoren schreiben mit zumindest
von Gönnern zumeist so ungefragt wie aufdringlich attestiertem Talent. Was?
Texte natürlich, die ebenso ungefragt wie aufdringlich daherkommen und gelobt
werden wollen, oder?
Ja, oder!
Das jedoch interessiert kaum einen
der Schreiber, und die Leser unter den Schreibern, die verstanden, klinken sich
an dieser Stelle der Kolumne mit wissendem Lächeln aus und gehen in Gleitflug
über auf nimmermüder Suche nach Thermik.
Abstand und Nähe – zwei Gesichter,
zwei Fratzen.
Kann man den Sicherheitsabstand,
den ein umsichtiger Fahrer auf der Autobahn zu vorausfahrenden Fahrzeugen
einhalten sollte, zum Vergleich heranziehen, kann man? Taugen die zugehörigen
technischen Begriffe wie Reaktionszeit und Bremsweg zum Gleichnis? Oh, ja.
Blech- und Personenschaden ebenso, und, und, und … Und auch wieder nicht.
Ich selbst mag gern, wenn es um
Texte, ums Veröffentlichen, Austausch und Kritik geht, von der – nein, hier
passt „einer“ - Begegnung zum und über dem Wort schreiben.
Bei dieser Begegnung kommt es zum
Wechselspiel von Distanz und Nähe, die einen nennen es oder empfinden es als
Tanz, andere wieder handhaben dieses Wechselspiel mit derselben Verve und
demselben Einfühlungsvermögen, aber auch demselben Vergnügen, mit dem sie auf
dem Jahrmarkt Autoscooter fahren. Unglücklicherweise sitzt manchmal in der elektrifizierten
Chaise, die da wer anbumst, jemand, der gedankenverloren seine Kreise drehen
wollte. Womöglich das Herzchen des Rüpels am Rande. Oder umgekehrt.
Nun sitzen also im Autoscooter auf
dem Jahrmarkt der Eitelkeiten die unterschiedlichsten Figuren und Chosen,
schreibend oder hineingeschrieben in einer oder als Chaise, wähnen sich
womöglich – oder, kaum nachzuweisen – geben sich auf einer Chaiselongue.
Besondere Prachtexemplare geben sich und anderen auf der Chaise(longue) den
Dichter.
… und werden angebumst.
Mit diesen Leuten kann man
schwerlich einen Diskurs zu Distanz und Nähe einvernehmlich beenden. Ebenso wenig,
wie man ihnen nahekommen konnte oder fernbleiben mochte, eher fern bleiben mag
man da, als sich in Nähe verlieren oder (in) Distanzlosigkeiten finden.
Schon gut, wenn man da Distanz
wahren kann.
Eben jene Distanz, die man zuvor
gewann. Aus Diskursen, aus Nachdenken oder halt den Erfahrungen auf dem
Autoscooter. Von solcher Distanz also legt man ein gerüttelt Maß zwischen sich
und den Text, den man dem Lesen anderer preisgibt. Gerade so wie eine Hand auf
den nackten Hintern im Darkroom oder die Fingerspitze auf die willig gebotenen
Lippen der unbekannten Muse.
Macht nicht jeder?
Ja, stimmt.
Das ist so ähnlich wie mit dem „Ja,
oder!“ weiter oben, nur dass jetzt ich es bin, der sich an dieser Stelle der
Kolumne ausklinkt und mit wissendem Lächeln übergeht in Gleitflug – und auf
nimmermüde Suche nach Thermik.
Vielleicht sollte ich noch
erwähnen, dass „VOlumen“ für „Rauminhalt“ steht und „Fassungsvermögen“, nicht
jedoch für Gehalt – und dass LARE ein wOrt ist, mir jedenfalls.
Ludwig Janssen © 8.6.2010
2 Kommentare:
eS GIBT NUR
jA ODER nEIN
IN DER zWISCHEN MENSCHLICHEN tHERMIK
Hm? :)
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