Mittwoch, 28. August 2013

Goezhilla: Aus dem Faustchen: Lachen

(Oder: Was Koka hätte erwidern sollen bei seiner x-ten Wiederkehr. Eine Pastiche.)
Erster Akt:

Zueignung

Ich nah‘ mich wieder, virtuelle ‘stalten,
Die sich stets gerne fremdem Blick entblößt.
Versuch ich wohl, mich an euch festzuhalten?
Fühl ich mein Herz um solchen Wahn gekröst?
Ihr drängt euch auf! nur zu, ihr werdet walten,
Wie ihr in Brunst und Schwafel um euch döst;
Gebt zu, ihr fühlt euch jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der mein Comeback umwittert.

Ich bring mit mir die Bilder froher Tage,
manch liebgewonn‘er Schatten steiget auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage
Kommt alte Lieb und Feindschaft euch herauf;
Der Hals wird dick, er wiederröhrt die Klage
Eu‘s Lebens labyrinthisch tumben Lauf,
Und nennt die Guten, die, um schöne Worte
Durch mich getäuscht, nicht mehr auf dieser Torte.

Wer mag, liest nicht die folgenden Gesänge,
Die Seelen, denen ich von meiner sang;
Zerstob etwa das labernde Gedränge,
Verklang der, ach! naive? Widerklang?
Mein Lied ertönt euch unbekannter Menge,
Vor eurem Frust ist meinem Herz nicht bang,
Und was sich sonst an meinem Spiel erfreuet,
Wenn es doch lebt, irrt in der Welt zerstreuet

Und mich? Ergriff das nie entwöhnte Sehnen
Nach diesem schrillen, eitlen Geisterreich,
Es schwebet nun in altvertrauten Tönen
Mein rippend Lied, Aolis Schärfe gleich,
Ein Schauer fasst mich, Träne folgt den Tränen,
Das wilde Herz, es fühlt nicht bang und weich;
Was ich besitze, seh ich wie im Weiten,
Und, dass ich schwind‘, ward euch zu Wirklichkeiten.

Zweiter Akt:

Lustige Personen:

Wenn von uns nichts die Nachwelt hören wollte.
Gesetzt, dass wir von Nachwelt reden wollten,
Wer brächte uns, der Mitwelt, Spaß?
Den woll’n wir nur - und soll‘n ihn haben.
Die Karo Sieben eines braven Knaben
Ist, schrei’n wir, immer auch schon was.
Wer sich behaglich mitzuteilen weiß,
Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
Wir wirken ihm sein‘ Kuschelkreis,
Er ist dank uns nicht zu erschüttern.
Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft,
Lasst Phantasie, mit allen ihren Chören,
Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
Und, schert euch nicht! auch eure Narrheit hören.

Wir sind die Uschiperlis, Willficks Grätchen
Frage tuppertight in Misanthropens Stätchen
Sind Spötter jeglicher Beschreibung, Götter
Speise, Greise mit dem Schwafelholz, schon
Angezündt, und ohne Sünd, wo Kwalm,
Da ist die trübe Flut nicht fern, sich Wasser
Leiche hinterm Deiche auf die Mühle mit der
Wahrheit am rauschenden Bach: Gewichtiges Tupperseufzen.
 

Dritter Akt:

Master of the Cloneverse

Der Worte sind genug gewechselt,
Lasst Literatenbraten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann kaum was Nützliches entstehn.
Was hilft mir, wenn ihr Phrasen klöppelt?
Euch Lefzen und Rosetten leckt?
Gebt ihr einander den Poeten,
Zeigt billig her, was in euch steckt.
Euch ist bekannt, was wir bedürfen
 

Wir wollen stark Getränke schlürfen;
Nun braut mir unverzüglich dran!
Was ihr heute litterrattet, ist morgen wohl getan,
Auf keinen Fall dürft ihr verpassen,
Wird Widerliches zu Beschluss
Rufmord aus dem Topfe fassen,
Ihr habt ihn dann wohl fahren lassen
So wirkt er weiter, weil er muss.

Ihr wisst, auf diesem deutschen Forum
Probiert ein jeder, weil er darf;
Drum schwafelt, schlüpft in jede Larv‘,
Und wendet euch mal so, mal so rum.
Schreibt zu, das groß: Nur Schwache wehr‘n sich nicht,
Die Hirne dürfet ihr verschwenden;
An Klagemauern, Laberwänden,
An Hohl und Räumen fehlt es nicht.
So schreitet in dem engen Bretterhaus
Den ganzen Kreis der Schöpfung aus,
Und blindelt mit bedächt'ger Schnelle
Mit Macht durch engen Hals Gewölle.
 
Ludwig Janssen © 28.8.2013

 

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Das ist sowas von genial :-))
Liebe Grüße
Songline

Anonym hat gesagt…

Der Webmaster hat meinen Link gesperrt.

:Ludwig hat gesagt…

Tja ...
:)
Und ...?
:)!

Der Vollständigkeit halber, und weil mich die immer neu erstehende Aktualität des Werkes faszinierte und zur Pastiche inspirierte:

Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie - Kapitel 2
Quellenangabe
type drama
author Johann Wolfgang von Goethe
title Faust: Eine Tragödie
publisher Reclam Verlag
year 1971
firstpub 1808
sender dr@fub46.zedat.fu-berlin.de
corrector reuters@abc.de
created 20070618



Vorspiel auf dem Theater

Direktor. Theatherdichter. Lustige Person:

Direktor:

Ihr beiden, die ihr mir so oft,
In Not und Trübsal, beigestanden,
Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
Von unsrer Unternehmung hofft?
Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,
Besonders weil sie lebt und leben läßt.
Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,
Und jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
Gelassen da und möchten gern erstaunen.
Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt;
Doch so verlegen bin ich nie gewesen:
Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
Wie machen wir's, daß alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefällig sei?
Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt,
Und mit gewaltig wiederholten Wehen
Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt;
Bei hellem Tage, schon vor vieren,
Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in Hungersnot um Brot an Bäckertüren,
Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.
Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
Der Dichter nur; mein Freund, o tu es heute!

[...]

Direktor:

Besonders aber laßt genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So daß die Menge staunend gaffen kann,
Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
Solch ein Ragout, es muß Euch glücken;
Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
Was hilft's, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht?
Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken.

[...]

Direktor:

Der Worte sind genug gewechselt,
Laßt mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas Nützliches geschehn.
Was hilft es, viel von Stimmung reden?
Dem Zaudernden erscheint sie nie.
Gebt ihr euch einmal für Poeten,
So kommandiert die Poesie.
Euch ist bekannt, was wir bedürfen,
Wir wollen stark Getränke schlürfen;
Nun braut mir unverzüglich dran!
Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan,
Und keinen Tag soll man verpassen,
Das Mögliche soll der Entschluß
Beherzt sogleich beim Schopfe fassen,
Er will es dann nicht fahren lassen
Und wirket weiter, weil er muß.
Ihr wißt, auf unsern deutschen Bühnen
Probiert ein jeder, was er mag;
Drum schonet mir an diesem Tag
Prospekte nicht und nicht Maschinen.
Gebraucht das groß, und kleine Himmelslicht,
Die Sterne dürfet ihr verschwenden;
An Wasser, Feuer, Felsenwänden,
An Tier und Vögeln fehlt es nicht.
So schreitet in dem engen Bretterhaus
Den ganzen Kreis der Schöpfung aus,
Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.

Zitiert aus / und mehr bei:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3664/2

Und?

Bassd scho! KeinVaust! Oder? Wahn-Sinn! Oder, wie mein geschätzter Freund Jovan sagen würde: (Super!

Malik hat gesagt…

@Koka: Der Webmaster hat Deinen Link gesperrt, weil Du ihn als eigenen Text eingetragen hast. Ist doch nichts Neues. Oder?

Jan

Anonym hat gesagt…

Virtuelle Präsenz von John D. William oder aber Chris J. McArlèn. Ganz wie wem beliebt. KoKa reicht aber auch! Oder Gott!! Ich dachte, es war kein Text, sondern ein Link. Ein Irrtum halt! Ich respektiere die Entscheidung Ludwig. Dennoch gefiel mir dein Werk so gut, dass ich Werbung machen wollte. Weißt ja - mein Aufmerksamkeitsdefizit und so. Dein Nachtrag ist fast noch besser :-) Habe genug Ärger verbreitet und an der Backe. Bis dann. KoKa (einfach nur KoKa oder Gott).

:Ludwig hat gesagt…

[Dieser Kommentar wurde um Links bereinigt, die auf Schrott hinwiesen und auf Texte, deren Nähe zum Original bzw. bearbeiteten (übersetzten)Ausgangstext sie bezüglich anzunehmender Schöpfungshöhe unterm Teppich daherkommen lassen. (was nicht typisch für das Forum ist, wo sie noch immer aufzufinden sind)]

@ Koka - da hat er Recht. Ohnehin hat er so etwas wie Entscheidungshoheit. Und auch das Recht auf Einäugigkeit und schnellen Zugriff bei Angelegenheiten, die ihm, der hier in der dritten Person von sich schrieb, von Bedeutung sind. Also sieh es als Kompliment an.

Manch anderes langweilendes Beispiel Bescheidenheit hinsichtlich der Schöpfungshöhe steht und steht und steht ... und riecht streng ... und wird nicht entsorgt:

[...]

Daher, Korbinian Karth, virtuelle Präsenz von Gott weiß wem, mit Goethes KeinVaust:

DER HERR:

Solang er auf der Erde lebt,
So lange sei dir's nicht verboten,
Es irrt der Mensch so lang er strebt.

Mephistopheles:

Da dank ich Euch; denn mit [Plagiaten?] Hab ich mich niemals gern befangen.
Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen.
Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus;
Mir geht es wie der Katze mit der Maus.

Ludwig:

seufzt



29. August 2013 10:34
editiert 21.9.2013