Maaseier sind runde dunkle Kiesel aus Flintstein, manche
haben hübsche Muster. Einen trage ich in meiner Jacke spazieren, lasse ihn
gelegentlich durch die Hand gleiten.
Ein Schmeichelstein hat ein weich anmutendes Außen mit
glatter Oberfläche. Die macht es der Hand leicht, sich ihm anzupassen. Das
schmeichelt der Hand. Du bist die Hand, dem Stein wird warm. Es ist immer die
Schmeichelhand, die schmeichelt, nicht der Stein.
Handzahm ist kein Wort für Steine.
Zunächst ist die Vorstellung, selbst ein Schmeichelstein zu
sein, reizvoll. Wärme strömt ins Innere und das Außen glänzt polierte Glätte. Man
wird gestreichelt, ohne dass sich die Form ändert, es wird auch nicht erwartet.
Und da schlägt ’t haart van steen ins Wesentliche, das steinkalte.
Stein auf Stein, Stein, bleib Stein! Ein passend runder, nur
wegen des Umstandes beschmeichelt, dass sich da wer etwas Besonderes dabei
denkt, einen Stein in seiner Hand hin und her zu bewegen. Es liegt also nur an der
Form und dem Wunschdenken eines Fremden, eines Rubblers, dass man, ganz Stein,
gestreichelt wird. Die zuströmende Wärme ist zufällig, als gefällige
Nebensächlichkeit beiläufig entbehrt.
Denn wenn da wer einen Schmeichelstein streichelt, meint er
sich selbst. Nicht den Stein. Möchte sich fühlen, braucht dazu einen Stein, der
widersteht. Etwas, das nicht in die Haut geht, das nicht anders kann als
schweigen. Das einen Gedanken nimmt und mit derselben Flüchtigkeit hält wie
Körperwärme.
Nein, Schmeichelstein zu sein bringt keine Erfüllung, wenn
man nicht dazu taugt. Ich kenne das und habe einen Weg herauszufinden, ob ich
jemandem zu mehr nicht tauge:
Ein kleines, flaches Maasei, dessen gelbes Muster an einen
Tannenbaum erinnerte, schenkte ich einer jungen Frau an dem Tag, an dem sie mir
ihren Namen verriet. Zuvor hielt ich es eine ganze Weile in der Hand, wenn ich
an sie dachte. Als sie das Maasei nach einer Weile nicht mehr hatte, wusste ich
mehr, als sie mir von uns hätte erzählen können. Wenn ich an das dunkle Steinchen
mit dem gelben Tannenbaum denke, erinnere ich mich an schöne Stunden und den
unschätzbaren Wert unnützer Geschenke.
Der kleine Stein aber liegt jetzt irgendwo, weit hinter mir.
Der kleine Stein aber liegt jetzt irgendwo, weit hinter mir.
Ludwig Janssen © 6.8.2006
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