Dienstag, 16. Juli 2013

Aus dem Logbuch der Nano-Nana Yokto Onos

Gestern Nacht ließ ich meinen Gedanken freien Lauf, da baute sich eine winzige Gestalt vor mir auf, schwarzes Haar, wilde Locken, und sagte: „Schreib!“

Eintrag im Logbuch der Nano-Nana: Ich, Yokto Ono, mache mich auf den Weg in den Raum. Dem Vorstellungsvermögen meines Ausdenkers entsprungen und literarische Manifestation im Gewirr elektronengebunder Ladungszustände, mache ich die mir zur Verfügung gestellte Nano-Nana startklar und breche auf, das kleinere Ende der Unendlichkeit zu ergründen.

Die Triebwerke der bunt schillernden Nana tönten hell, lichtern sirrend entließen sie ein Photon nach dem anderen und das Schiff schob sich im Einklang mit Impulserhaltungsgesetz und Zeitdilatation bewegter Teilchen zwischen Zeit und Raum. Yokto harrte am Bullauge aus und spähte ins Kleinste. Eigentlich in den Raum, der sich nun, da die Nano-Nana ins physikalisch Wesentliche ihres Ausdenkers vorstieß, zwischen Atomkernen und Elektronen auftat. Vom kleinen Ende der Unendlichkeit keine Spur. Lediglich unruhige Schatten, welche, vom Lichtblitz des Photonentriebwerks ins Hirn geworfen, dort flüchtige Gestalt annahmen und knisternd die Windungen entlang geisterten.

Die Ladungszustände der den Neuronensträngen ihres Ausdenkers folgenden Gedanken glichen Schiffen, deren das Fließende teilende Kiele das einzig Sichtbare vergangener Dreimaster war, mit dem sie in die Dreidimensionalität der sich im Hirn manifestierenden Denkprozesse ragten.

Turbulenzen!

Im Bemühen, seinen Gedanken mit Yokto Ono darin nebst Nano-Nana zu kommunizieren, hatte ihr Ausdenker diesem einen Gang formuliert, über den sie und ihr überaus weiblich gerundetes Schiff ins Freie gelangten und in freie Virtualität gerieten. Einmal kommuniziert existierten Schiff und Logonautin nun in einander parallelen Bewusstseinen gespiegelt und ihren eigenen Spiegelgestalten gegenüber.

Frei! Im Kern eines Sauerstoffatoms angelangt, lenkte Yokto ihre Nana durch ein Gewirr von aus allen denkbaren Richtungen auf sie einprasselnden Photonen hindurch auf riesige Myonen zu, auf der Suche nach so etwas wie Windschatten. Doch jeglicher Versuch anzudocken schlug fehl, denn jedes Myon zerfiel und mit ihm dessen dreidimensionaler Zustand.
Schließlich kam die Nano-Nana zum Stillstand. Ein Arm hatte sich zwischen die beiden Up-Quarks und das Down-Quark eines der sie im Atomkern umgebenden Protonen gebohrt. Yokto Ono öffnete das Bullauge und griff nach den Quarks, deren schwammiges Drehen vor ihren Augen auf und ab tanzte, als ihr Trägergedanke abriss und ihre Existenz jäh endete. Jedenfalls die einer der ungezählten Spiegelwelten zugehörige mit einer bunt schillernden Nano-Nana und ihrer Pilotin Yokto Ono darin.

Wie geht es ihr?

Ludwig Janssen © 16.7.2013

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