Montag, 13. Mai 2013

Ein Mann wie Löwenzahn

Ich weiß einen, der schreibt, wie der Löwenzahn lebt. Wenn er da ist, ist er einfach, ist er einfach da, und was er erzählt, wirkt die Farbe der Sonne ins alltägliche Grün. Von dort streckt er seinen Kopf dem Himmel entgegen, und dann ‚passt scho’, so sagt er, wenn er nur einen Fuß auf der Erde hat. Er liebt es, zwischen Gras zu blühen, ganz Löwenzahn inmitten anderer Löwenzahne, gelber Farbtupfer unter vielen, die nicht beißen, die keinem Löwen, keinem Maul gehören, das Löwenzähne braucht, um sich groß auf zu reißen. So blüht er von sich in die Welt hinein - und die Welt blüht in im auf, ganz Löwenzahn, ganz gelb und Wiese auf eine Weise wie diese, bis alles durchdacht ist und silbern und rund. Wenn dann irgendwann ‚passt scho’ alles durchdacht ist und silbern und rund, ein jeder Gedanke an seinem Platz, an dem er ihn zu Ende dachte, wohl beschirmt, dann eilt er zu einer Tastatur, zu einem Papier oder dir oder mir, geschwind wie der Wind, den er spürt, der ihn treibt - schon schweben hunderte Schirmchen zurück in die Welt, aufs Land, finden und verteilen sich in Lesern und über Zeilen, auf Andermal, auf Wiedersehen, als Löwenzahn irgendwann.

 
Ludwig Janssen © 15.2.2009

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