Ludwig Janssen © 15.2.2009
Lyrische Prosa, lyrische Klangwelten, Slamtexte, Piktolyrik, Lyrik - das Wort, Sphüngs, Zirkelschneck und andere freischwurbelnde Absonderlichkeiten, grenz-
und kopfüber ...
Montag, 13. Mai 2013
Ein Mann wie Löwenzahn
Ich weiß einen, der schreibt, wie der Löwenzahn lebt. Wenn
er da ist, ist er einfach, ist er einfach da, und was er erzählt, wirkt die
Farbe der Sonne ins alltägliche Grün. Von dort streckt er seinen Kopf dem
Himmel entgegen, und dann ‚passt scho’, so sagt er, wenn er nur einen Fuß auf
der Erde hat. Er liebt es, zwischen Gras zu blühen, ganz Löwenzahn inmitten
anderer Löwenzahne, gelber Farbtupfer unter vielen, die nicht beißen, die keinem
Löwen, keinem Maul gehören, das Löwenzähne braucht, um sich groß auf zu reißen.
So blüht er von sich in die Welt hinein - und die Welt blüht in im auf, ganz
Löwenzahn, ganz gelb und Wiese auf eine Weise wie diese, bis alles durchdacht
ist und silbern und rund. Wenn dann irgendwann ‚passt scho’ alles durchdacht
ist und silbern und rund, ein jeder Gedanke an seinem Platz, an dem er ihn zu
Ende dachte, wohl beschirmt, dann eilt er zu einer Tastatur, zu einem Papier
oder dir oder mir, geschwind wie der Wind, den er spürt, der ihn treibt - schon
schweben hunderte Schirmchen zurück in die Welt, aufs Land, finden und
verteilen sich in Lesern und über Zeilen, auf Andermal, auf Wiedersehen, als
Löwenzahn irgendwann.
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