Montag, 29. April 2013

Zur Biologie des Cellophanten

Durchsichtig ist er und dann auch noch knisternd. Nicht nur wegen seiner Seifenblasenhaut gehört er zu den Hypodermen. Hat etwas von einem spanischen Prinzen. Entweder die Liebe zur Seefahrt oder die riesigen Segelohren, doch habe ich einen Infanten noch nie zu Gesicht bekommen.
Sein leises, quietschiges Knistern verrät ihn, wenn er sich in den Nachtstunden in die Wahrnehmung müder Geister schleicht. Sein durchscheinendes Wesen braucht er, wenn er, ganz  Transzendent, auf dem Weg hierher die eine oder andere Grenze hinter sich lässt.
Dazu schlüpft er auch gern in einen Klangkörper und erreicht uns selbst durch geschlossene Lider, ob wir nun schlafen oder nur in uns hinein horchen. Schmiegt sich in ein Summen aus Tal und Vogelflug, streckt sich aus und harmoniert zu unserem Atmen. Beflügelt durch einen Bogen. Es scheint sich dabei um so eine Art Begattungsakt zu handeln, dieser jedoch konnte bislang noch von niemandem dokhymentrararisiert werden. Das mag daran liegen, dass wir gerne Teile, selten ihr Ganzes wahrnehmen. Oder auch daran, dass weder einem Cellophanten noch einer Seifenblase ein Übermaß an Schwingung bekommt.

Ludwig Janssen © 29.7.2006

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