Samstag, 16. Februar 2013

Ein Fall von Regen [hermetischer Gedanke]

Der Himmel verdunkelte sich. [Sie schnitt mir ein Stück Regen aus ihrem Erinnern und hielt es mir hin. Als ich meine Hand unter die ihre schob, rührten mich kühler Wind und tief liegende Wolken an. Unwillkürlich richteten sich die Härchen meines Unterarmes auf und trieben diesen Schauer bis in den Nacken. Eintöniges Rauschen grauer Wortfetzen, blasse Bilder strömten mir entgegen, alles floss ineinander und füllte meine Sinne an: Kaum zu glauben, dass das einzelne Tropfen sein sollten und jeder für sich allein. Da fiel vom Himmel, was andernorts verdunstete, aus der Ordnung und nun zurück kam. Mir wurde klar, wozu Schieflagen taugen. Ich zog meine Hand aus der Wolke zurück und verzichtete auf Worte wie Trost, Sonnenschein und Lächeln. Durch den Regen, so ganz ohne Kapuze, Schirm und Gummistiefel - dass ich zögerte, war mir Anlass genug, mich alt zu fühlen. Zu alt für ein Stück fremden Regens.] Draußen fielen die ersten schweren Tropfen.
Ludwig Janssen 27.2.2006

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr poetisch, trotzdem authentisch, weil man sich all das real vorstellen kann. "Stück fremden Regens", das hat was. Der ganze Text ist ein Highlight, LuJa.

Bellis Klunkerfisch hat gesagt…

Dass Regen so schön sein kann...