Samstag, 26. März 2011

Zum Schreiben: Über das und

Und – ein phonetisch sympathisches Wörtlein, spitzt man doch die Schnute, formt ein Fischmäulchen, wenn man es beginnt, zugleich endet es, so man möchte. mit weichem t-Laut. Man kann es aber auch mit breitem Froschmaul beginnen und mit peitschend zischigem t-Laut enden lassen.

Das und gehört zu den Konjunktionen, ist ein Bindewort. Die Verbindungen, die es herbeiführt, nein, zu deren Herbeiführung es hergenommen wird, werden kopulative Konjunktionen genannt.

Kopulation ist auch eine technische Umschreibung für den Geschlechtsakt. Also liegt Grund zu der Annahme vor, dass dieses kleine Wörtchen ein wüster Schlingel ist. Es kommt daher und kopuliert, was das Zeug hält. Dabei ist es ein Wort von Ehre, denn es ordnet nicht etwa unter, was es kopuliert, nein, es bindet es nebenordnend – wohl ein anderes Wort für „in Augenhöhe“, gleichwertig. Das und ist somit wahrscheinlich kein Chauvi. Ob aus „nebenordnend“ geschlossen werden kann, dass das und beim Kopulieren zweier oder mehrerer Dings die Löffelchenstellung anderen, eher unterordnenden Stellungen vorzieht, wird sicherlich aus dem Zusammenhang deutlich – hier nicht dem der Kopulierten, sondern deren Hangzusammenis mit dem Sinn des durch das und Verbundenen.

Philosophisch ist das und dem Yin und Yang (! Siehe, es steht bereits dort!) vergleichbar:
So vereint es über sein u das empfangende, weibliche Element mit dem phallischen Element des d, dazwischen n-eutral das n, ein Buchstabe, den auszusprechen immer mit ein wenig Drücken und Anstrengung verbunden ist, Weg, Wohllaut vielleicht, hier wäre ein m zu einseitig schön.
Das u küsst die kopulative Konjunktion, das t gesprochene d besiegelt im Loslassen des Zusammenhang stiftenden Wörtleins die T-rennung.

Ob der Kussmund (! Sieh, selbst hier!), die Fischschnute, die allein vom Denken des Wörtchens und im Hirn des Ausdenkenden aufgeht, der Grund ist, dass so viele Schreiber das und üppig einsetzen wie Pflastersteine?

Besonders in Gedichten undtet es, dass der visuphonetisch sensitive Leser geneigt ist, einen an der Mutterbrust nuckelnden Schreiber vor sich zu sehen, der und, und, und, und nuckelt, was die Nippel hergeben, oder einen kurz vor dem Umkippen stehenden Teich, in dem und-zählige Goldfische und, und, und, und, und nach Luft schnappen.

Das und ist ein klanglich wirklich schönes Wort, hat es verdient, überlegt aufgestellt zu werden. Welchen Sinn das macht? Vielleicht einen klanglichen, vielleicht einen rhythmischen, auf jeden, nein, im günstigsten Fall einen gestaltend intendierten, der sich nicht aufdrängt, sondern einschmeichelt.

… und, führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns …

Ludwig Janssen © 16.11.2010

Keine Kommentare: