Die idiotischen Ameisen, die unter der Wand her in mein Zimmer hinein bauten, schwärmen zur falschen Seite: Draußen nichts los, keine einzige der künftigen Ameisenköniginnen und ihrer kurzlebigen Stecher zu sehen, drinnen: Gewusel!
Was tun? Fenster öffnen oder ... PARAL?
Später:
22:42 - Der Boden ist übersät mit ihren Toten. Dazwischen geschäftiges Treiben - sie lassen keinen von ihnen liegen. Nicht ein Fitzel Eiweiß verschwendet. Im offenen Fenster sitzt Norah und starrt Löcher in die Nacht. Wahrscheinlich wird noch heute eine Maus sterben. Die Königinnen sind alle raus. Gewiefte Biester. Schwarze sinds, schwarze Ameisen, nicht etwa "farbige".
22:46 - Leise Tippen, sie könnten mich hören.
22:51 - Die reglosen kleinen schwarzen Punkte auf den Steinfliesen wurden weniger, die wuselnden sind noch dort. Ob ich Namensschilder vorbereite? Ein geflügeltes Männchen ausgemacht. Wären es Spinnen, würde ich sie töten, alle, ohne ihnen die Chance zu geben, aufzuräumen. Spinnen räumen nicht auf.
23:08 Die leeren Puppenhüllen, die sie in mein Zimmer schafften, müffeln nach nassem Hund.
23:11 Theseusel berichten, dass sie von meinen Schuppen fortschafften, wahrscheinlich, um mich zu klonen. Formiculic Park, Jalyrosaurus Rex.
Noch später:
Während ich mit einer Brombeere telefoniere, kommt eine von denen doch tatsächlich auf mich zugelaufen, führt ein kleines Zickzack-Tänzchen vor der Spitze meines Pantoffels auf -
Provokation?
Actio et reactio hebe ich den Fuß und drohe - die Brombeere: NEIN!
Ich: Ach, ist die zutraulich! (Schwein gehabt, du schwarze Winzmeise ... ;)
Heute, schon wieder heute:
Es liegen noch immer ein paar wenige Tote im Zimmer herum, an Stellen, wo ich nicht hingetreten sein kann. Dazwischen vereinzelte Kundschafter. Die Ameisen schafften jetzt auch Sandkörner unter dem Heizkörper her ins Zimmer.
Was machen die eigentlich, wenn ich nachts schlafe? Vor allem - mit mir? Stoff für eine Novelle, nein, eine Nocturne wie diese hier ...
9.Juli 2009, aus dem Bayerischen Wald von bayerischen Ameisen berichtet und deren Mitbewohner. Hoffentlich betrachten die mich nicht als Eiweißreserve für den Winter, ich bin doch viel zu fett.
22.Juli 2009 - Völlig unverhofft Gewissheit, dass ich nicht der einzige bin, der seine Behausung mit Ameisen teilt, die drinnen nicht von draußen unterscheiden können.
Ein Mann aus Sachsen!
Freistaaten unter sich - Bayern, Sachsen und zwei schwarze Wuselkönigreiche.
14:18 - Tipp an einen Mann aus Nordrhein-Westfalen zum Umgang mit schwärmenden Ameisenköniginnen auf seiner Terasse gegeben:
Gib ihnen Namen, dann beunruhigt das Gewusel nicht mehr, weil du viel zu sehr damit beschäftigt bist, sie auseinanderzuhalten (und zu grüßen)
[Zen oder die Kunst der Weißheit schwarzer Zimmerameisen]
(Weisheit der Ameisen: Nicht eine von ihnen würde auf die Idee kommen, dass ich mich bei 'Weißheit' verschrieben haben könnte.)
Ob "meine" mir verziehen haben, dass ich letzten Freitag mit Stöfferchen und Kehrblech ihre Sandburg nebst Puppenhüllen und Chitinleichenresten auf die 'korrekte Seite', ins Freiland schaffte?
14:26 - Sie schaffen weiterhin Leichenteile ins Zimmer, Hinterleibe gescheiterter Prinzessinen, scheint mir.
14:30 Ameisensoldaten sind keine Infanteristen, sondern Chitinpanzerläufer. Sollte "Startrooper" wiederholt werden, muss ich unbedingt wegzappen. Nicht, dass die Ameisen auf dumme Gedanken kommen.
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